Karl Nolle, MdL

Wirtschaftsjournal - Das sächsiche Wirtschaftsmagazin - 09/2003 - SPECIAL 2003, 08.09.2003

Das Druckhaus Dresden trotzt der Medienkrise

Technologischer Marktführer und vorbildliche Mitarbeiterbeteiligung
 
Unser Medien special will die Situation analysieren, so wie sie ist.

Ungeschminkt, realistisch. Albert Schweitzer hat einmal gesagt: „Das Beispiel ist nicht nur die beste Art der Überzeugung, sondern die einzige". Das Beispiel Druckhaus Dresden überzeugt, dass trotz Konjunkturtief und Medienkrise, trotz allgemein schlechter Geschäftslage, niedriger Kapazitätsauslastung und Beschäftigtenrückgang der Branche nicht alle Unternehmen davon gleichermaßen betroffen sind. Es zeigt, dass auch in Krisenzeiten nicht alle wirtschaftlichen Dämme der Branche brechen müssen. Das Druckhaus Dresden konnte Umsatz und Leistung auch in den letzten Jahren kontinuierlich zweistellig steigern, hat zum Jahresbeginn 2003 noch einmal kräftig investiert sowie zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Der Mittelständler will sich auch weiterhin über die Grenzen Sachsens hinaus als technologieführend präsentieren und agieren.

Druckhaus-Geschäftsführer Karl Nolle: Natürlich spüren wir diese Krise die allgemeine konjunkturelle Ursachen hat, Sie ist aber auch eine Krise im Anzeigengeschäft, hier besonders zu spüren, wenn selbst etablierte Verlage in Liquiditätsschwierigkeiten kommen. Ich beobachte aber auch eine Krise im Bankwesen „die Groß-Banken sind zunehmend weniger bereit, mittelständischen Unternehmen unter die Arme zu greifen und sie mit Finanzierungen zu begleiten, wie sie es über hundert Jahre in Deutschland gemacht haben. Der Mittelstand muss sich daher nach alternativen Finanzierungsmodellen umschauen.“, sagt Nolle.

Und er fügt hinzu: „Trotz stagnierenden Konjunktur und trotz Medienkrise, die beide zu einem weiteren Preisverfall geführt haben, verdienen wir unsere hohen Abschreibungen für die moderne Technik, zahlen überdurchschnittlich gute Löhne und schreiben eine schwarze Null. Dies ist in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation ein mehr als hervorragendes Ergebnis.“

Nolle betont die geradezu explodierende Veränderung der Druckindustrie besonderes in den letzten zehn Jahren. Daraus spricht auch viel persönliche Erfahrung. Seit 1991 teilt sich Karl Nolle mit seiner trau Christl Nolle die Geschäftsführung des mittelständischen Unternehmens, das er seit 1990 begleitet und dann 1991 in „konkursreifem Zustand" von der Treuhand übernahm. Seither hat Nolle etwa 12,5 Millionen Euro in den Betrieb investiert - mit dem Ergebnis, dass das Unternehmen heute zu den Innovativsten, leistungsfähigsten und modernsten mittelständischen Druckereien in Ostdeutschland zählt.

Die Referenzliste wirkt überzeugend - von ADAC Sachsen bis ZDF-Programmdirektion, von Bundesbank bis Volkswagen.

Ausgeglichene Bilanz und steigender Umsatz

Fast 70 Mitarbeiter - darunter auch 5 Auszubildende sind derzeit in den Bereichen Druckvorstufe, Offsetdruck und Buchbinderei beschäftigt; 2002 erwirtschaftete man einen Umsatz von 6,3 Millionen Euro, 2003 werden es über 7,4 Millionen Euro sein. Karl Nolle verweist stolz auf die Neuinvestition in Höhe von über drei Millionen Euro für die Anfang 2003 gelieferten ökozertifizierte 5-Farben-Offset-Maschine mit Kammerrakel-Lackturm von Harris & Bruno, allen notwendigen UV-, IR- und Warmluft Trocknervariationen sowie mit innovativer Hybridtechnologie des Radebeuler Druckmaschinenherstellers KBA-PLANETA. Die Vorstufe arbeitet seit dem mit Creo-PrinergyWorkflow und einem weiteren Creo-CTP Belichter.

Alles aus einer Hand

Nolle, bereits seit 1969 - angefangen mit seiner Hannoveraner Druckerei- bis heute über 30 Jahre im Geschäft, weiß, was die Kunden wollen: „Das möglichst das gesamte Produkt an einem Ort gefertigt wird. Für ein Printmedium heißt das: Druckvorstufe, Druck und Bindung unter einem Dach. Gedruckt wird auf der Bärensteiner Straße in Dresden fast alles: Von der Visitenkarte bis zu Plakaten im A1-Format, von einfarbigen Broschüren bis zum anspruchsvollen Bildband oder Kunstkatalog; Papiere von 60 bis 800 g/m², selbst Microwelle, werden verarbeitet. Das Dresdner Stadtmagazin SAX (dessen Mitbegründer Nolle ist) gehört ebenfalls zur Produktpalette. Seit 2001 wird auch Adressdatenaufbereitung für Mailing, Personalisierung, Postversand, Direkt-Adressierung und Etikettierung von Zeitschriften erfolgreich angeboten.

„Wir arbeiten daran, Drucken als durchgehenden Prozess zu verwirklichen“, beschreibt Nolle die Firmenphilosophie: Vollständig digitalisierte Produktionsstufen in einem Workflow, digitaler Leitstandplanung in Echtzeit, hochautomatisierter Druck und die Weiterverarbeitung reicht von Falzen über Sammeln bis zur Klebebindung. Fadenbindung, Heftung und Versand. „Damit sind wir technologischer, innovativer Marktführer in Ostdeutschland“, sagt Karl Nolle, der auch Vorsitzender des Verbandes der Druckindustrie für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist.

Vorzeigemodell der Mitarbeiterbeteiligung seit 1997 hat das Druckhaus als dritten Gesellschafter eine Mitarbeiterbeteiligungs-GmbH. Konnten anfangs nur die leitenden Mitarbeiter Unternehmensanteile erwerben, so ist dies jetzt für alle möglich. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten sind derzeit am Druckhaus direkt oder als stille Gesellschafter beteiligt. Nolle nennt sie „Mitunternehmer“ und bietet obendrein ein Sparkonzept an. Wer möchte, kann einen Teil seines Netto-Lohnes zinsgünstig und mit Prämien gefördert, anlegen. „So schaffen die Mitarbeiter Rücklagen für sich und höhere Liquidität für das Unternehmen“, beschreibt Nolle die Beweggründe, die zur Einführung des vorbildlichen Modells führten. „Uns sichert das hohe Motivation der Mitarbeiter, hohe Produktivität und hohes Qualitätsbewusstsein, was besonders unsere Kunden merken".

Wie sagt man gemeinhin: „Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist ein Waisenkind.“ Der Erfolg vom Druckhaus Dresden hat viele Mütter und Väter, die Belegschaft und die beiden unermüdlichen Macher auf der Brücke, Christl und Karl Nolle. Um ein solches Unternehmen, scheint selbst die Medienkrise einen Bogen zu schlagen.
(Wirtschaftsjournal 09/2003 - SPEZIAL 2003)

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