Freie Presse, Stollberger Zeitung, 10.11.2003
Gläß, macht Hertwich für Profilverlust der CDU im Kreis verantwortlich
CDU-Mitgliederversammlung votierte für Direktkandidatin und bestätigte neuen alten Vorstand -Kreischef Vorberg lobt geleistete Arbeit
Stollberg/Oelsnitz. Bei der Mitgliederversammlung des CDU-Kreisverbandes am Sonnabend in Oelsnitz wurde Uta Windisch als einzige vom Kreisverband nominierte Direktkandidatin für die Landtagswahl 2004 gewählt. Im zweiten Versammlungsteil stimmten die CDU Mitglieder über den neuen Kreisvorstand ab.
Für Windisch ergab die geheime Wahl ein deutliches Stimmenergebnis: Für sie votierten 87 der 88 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder, was einem Ergebnis von 98,70 Prozent gleichkommt. Im CDU-Kreisverband Stollberg sind derzeit 420 Personen organisiert.
Die in Meinersdorf lebende und studierte Diplominformatikerin kandidiert nach 1999 wiederholt für den sächsischen Landtag. Windisch ist 49 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ihre politische Arbeit nahm sie r99o als Kommunalpolitikerin auf. Bei ihrem Rückblick auf ihre bisherige Abgeordnetentätigkeit verwies Windisch unter anderen auf ihre Erfolge im Umweltausschuss.
Im Amt des neu gewählten Kreisvorstandes wurden ebenfalls erneut Kreisvorsitzender Holger Vorberg mit einem Stimmenanteil von 97,47 % und seine Stellvertreter Uta Windisch (98,70 %), Timm Schneider (89,70 %) und Manfred Claus (84,60 %) wieder gewählt. Auch Kreisschatzmeister Enrico Grabner wurde im Amt mit 98,70 % Stimmenanteil bestätigt. Holger Vorberg betonte nach der Wahl: „Die Mitglieder des CDU-Kreisverbandes Stollberg haben mit überwältigendem Votum, die Arbeit des CDU Kreisvorstandes honoriert."
Das Erscheinungsbild der CDU im Landkreis hat jedoch stark gelitten. Das beklagte der im Ortsverband Erlbach-Kirchberg organisierte Dietrich Gläß während der Mitgliederversammlung des CDU-Kreisverbandes. Und nicht nur Gläß machte für das „verloren gegangene Profil der CDU zumindest im nördlichen Teil" Landrat Udo Hertwich verantwortlich.
So verwies etwa Enrico Grabner darauf, dass der Mitgliederschwund von 491 auf 420 Personen vornehmlich auf Hertwichs Unglaubwürdigkeit zurückzuführen sei. Der Schatzmeister des Kreisverbandes prognostizierte eine trübe Entwicklung der Kreis-CDU: „Bei 7o Austritten jährlich kann sich jeder aus rechnen, wo wir in fünf bis sechs Jahren stehen."
Gläß meldete sich unterdessen als einziger der nicht im Präsidium sitzenden CDU-Kreismitglieder zum „Problem Hertwich" zu Wort. „Ich will mich dem Thema heute stellen. Er bedauerte, dass „der, den es betrifft, nicht mehr hier sitzt". Hertwich hatte es vorgezogen, nicht am zweiten Teil der Mitgliederversammlung teilzunehmen. Nach Ende der Wahl von Direktkandidatin Uta Windisch für die Landtagswahl 2004 kehrte er nicht auf seinen Platz zurück.
Gläß machte unterdessen deutlich, dass „wir in Erlbach-Kirchberg große Probleme haben, Mandatsträger zu finden". Die bekannt gewordenen Vorwürfe gegen Hertwich bezeichnete er als Geschwür. „Ständig tauchen neue Berichte auf."
Das beklagte auch Uta Windisch: „Was noch kommt, weiß ich nicht", sagte sie. Sie befürchte, dass auch sie als Abgeordnete des sächsischen Landtages beschädigt werde könnte. Dennoch betonte sie: „Ich verurteile niemanden, bevor kein Ergebnis einer ordentlichen Untersuchung vorliegt." Erst dann werde der Kreisvorstand sich über eine weitere Zusammenarbeit mit Hertwich einigen.
Heftig griff der Gastredner Steffen Flath, stellvertretender CDU Landesvorsitzender und sächsischer Staatsminister, im ersten Versammlungsteil Presse und Hörfunk an. Der CDU-Kreisvorsitzender Holger Vorberg blies in das gleiche Horn.
(von Waltraud Lange)
(siehe auch andere Artikel zu Hertwich nach Fragen von Karl Nolle)