Druck & Medienmagazin, Nr. 23/24, 12/2003, 15.12.2003
UV-Licht ins Dunkel gebracht
DRESDEN/RADEBEUL. Die UV-Technologie ist für den Druck- und Veredelungsbereich eine bewährte Methode. Insbesondere im Verpackungsdruck kann dieses Verfahren bereits auf eine längere Tradition verweisen. Technisch betrachtet, bietet sie eine Reihe von nicht zu übersehenden Vorteilen - vor allem im Bereich der Veredelung.
Mehr als 140 Fachleute aus der Druck- und Zulieferindustrie kamen kürzlich zum Hybrid-Anwendertreffen und zum Radtech-UV-Symposium nach Radebeul, um über den aktuellen Stand der UV-Technologie und neue technische Möglichkeiten sowie Verfahrensweisen zu diskutieren. Die Veranstalter (KBA und Radtech) boten dabei nicht weniger als 14 Referenten auf, die dem Publikum hochkarätige Fachvorträge boten.
Teilnehmer der Veranstaltung machten das statische Verhalten in den Druckereien dafür verantwortlich, dass der UV-Druck in Deutschland - im Gegensatz zu anderen Ländern - heute noch nicht in einem besseren Licht steht. Trotzdem prophezeien Fachleute einen Anstieg des UV-Drucks auf ca. 20 Prozent Marktanteil in den nächsten zwei Jahren: Schließlich sei der UV-Prozess als ökologisches Verfahren der Zukunft anzusehen, das auch unter ökonomischen Gesichtspunkten das meiste Potenzial bietet. Außerdem gäbe es den Druckbetrieben vielfältige Möglichkeiten, neue Geschäftsfelder (zum Beispiel beim Foliendruck) zu erschließen.
Intensiver Praxis-Dialog
Daher startete das Radebeuler KBA-Werk sein erstes Anwendertreffen für Druckbetriebe, die sich mit der aktuellen Hybrid-Technologie beschäftigen. Anwender und Vertreter der Zulieferindustrie aus Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz, Schweden und Singapur nahmen aus einer Reihe von Podiumsdiskussionen aktuelles Wissen über die tägliche Druck- und Veredelungspraxis aus der Hybrid Technologie mit.
Dr. Roland Reichenberger stellte zunächst in einem aktuellen Vergleich die hohe Wirtschaftlichkeit der Hybrid-Technologie gegenüber dem reinen UV- und dem Doppellackprozess dar. Jürgen Veil (Leiter Marketing Bogenoffset von KBA) erläuterte die Philosophie, den Aufbau und die erforderliche Ausstattung einer Hybrid-Bogenoffsetmaschine. Er machte deutlich, dass ein Hybrid-Drucker nicht immer und sofort dem Etikett „Hybrid-Farbe" vertrauen, sondern sich im Zweifelsfall über die tatsächliche Zusammensetzung der Farbe informieren sollte. Die Referenten aus den Bereichen Druckfarben, Lacke, Trockner, Walzen, Drucktuch und Druckchemie beantworteten die Fragen aus dem Forum im Rahmen einer aktuellen Podiumsdiskussion und zeichneten so ein sehr realistisches Bild des Entwicklungsstandes.
Für praktische Fragestellungen, wie Benetzungsprobleme, Vergilbung beim Einsatz von Öldrucklacken, Wärmeentwicklung durch Trocknung oder zu hohe Stapeltemperatur wurden Lösungswege aufgezeigt. Weitere Themenschwerpunkte waren die Hybrid-Produktion auf Naturpapieren, Charakteristiken von Hybrid-Waschmitteln, geruchsarme Farben und Lacke, Hybrid-Produktion auf Plastikfolien, Entwicklung metallpigmentierter Hybridfarben, Nut- und Rilleigenschaften von Druckprodukten sowie die Weiterverarbeitung hybrid-veredelter Produkte.
Mit diesem ersten Hybrid-Anwenderseminar haben sich KBA und andere namhafte Lieferanten zur systematischen Weiterentwicklung der noch jungen Hybrid-Technologie bekannt und den bereits sehr zahlreichen Anwendern demonstriert, dass sie bei diesem innovativen Verfahren auf die Unterstützung von Koenig & Bauer rechnen können: „Das große Potenzial hinsichtlich der Veredelungsvielfalt und möglicher Einsatzfelder ist längst noch nicht ausgeschöpft und erfordert den intensiven Dialog zwischen Entwicklern und den Praktikern."
Am Folgetag fand im KBA Werk das Forum UV-Technologie der Firma Radtech statt. Rund 100 Teilnehmer aus interessierten Druckbetrieben, Vertreter der Lieferindustrie, der Fachpresse sowie von Brancheninstituten trafen sich im Radebeuler Kundenzentrum, um über den aktuellen Stand der UV Technologie und die dadurch entstehenden technischen Möglichkeiten zu diskutieren.
Jürgen Veil (Leiter Marketing Bogenoffset) präsentierte den Druck- und Veredelungsprozess mit der Hybrid-Technologie: „Auch wenn man dieses Verfahren als „UV für Anfänger" bezeichnet, bietet es doch bisher ungeahnte Möglichkeiten hinsichtlich Veredelung und der erreichbaren Glanzgrade." Dazu stellte er Glanzmessungen von Bogen, die im Doppellack-Prozess mit Primer und UV-Lack veredelt wurden, Messungen von identisch aufgebauten, hybrid-veredelten Testformen gegenüber: „ Im Hybrid-Prozess können höhere Glanzgrade erzielt werden als in anderen Verfahren."
Bericht aus der Praxis
Über seine Erfahrungen als Hybrid-Anwender berichtete
Karl Nolle, Gesellschafter und Geschäftsführer des Druckhauses Dresden und Vorsitzender des Verbandes der Druckindustrie in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Er hielt ein Plädoyer für die Rapida Maschinen mit Hybrid-Ausstattung. Mit seinen rhetorisch glänzend vorgetragenen Thesen gehörte er darüber hinaus zu den begehrten Diskussionspartnern. Nolle bezeichnete die in seinem Unternehmen seit einiger Zeit eingesetzte Rapida 105 als „Vier-Sterne-Druckmaschine mit einem fünften Stern - der Hybrid Technologie". Dieser Prozess sei eine „Spielwiese für innovative Grafiker und experimentierfreudige Drucker", für die sich auch der Kaufmann begeistern könne: „Die neue Haptik ist ein Erlebnis für meine Kunden: Hochglanzflächen glänzen nicht nur, sondern sehen einfach scharf aus."
Dies wurde auch in der anschließenden Druckdemonstration deutlich: Aus einem vollflächig hochglänzenden Motiv wurde nach Eingliedern des sechsten Farbwerks innerhalb vom kaum einer Minute die ersten Bogen mit interessanten Glanzmatt-Effekten gedruckt.
(von Manfred Pfuhl/ms)