Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 13:43 Uhr, 09.01.2004

Politologe hält Absage der SPD-Urwahl für nachvollziehbar

 
Halle/Dresden (ddp-lsc). Die kurzfristige Absage der SPD-Urwahl zur Kür des Spitzenkandidaten für die Landtagswahl hält der Politologe Everhard Holtmann für nachvollziehbar. Durch die Entscheidung der Parteispitze, mit Fraktionschef Thomas Jurk und der Landesvorsitzenden Constanze Krehl gemeinsam als Team in den Wahlkampf gehen zu wollen, könne die SPD offene Flanken schließen, sagte Holtmann der Nachrichtenagentur ddp in Halle. «Eine Urwahl hinterlässt bei vielen Wählern den Makel, dass die Partei nicht fest hinter einem Kandidaten steht - erst recht, wenn die Parteibasis ihre Sympathien womöglich annähernd gleich verteilt», fügte er hinzu.

Gleichwohl sehe er nur «gedämpfte Chancen» für die SPD, bei der Landtagswahl am 19. September ein besseres Ergebnis als beim vergangenen Mal zu erreichen. Um die damaligen 10,7 Prozent deutlich übertreffen zu können, hätte die Partei laut Holtmann sicherlich mit Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) als Spitzenkandidat antreten müssen. Mit dessen landesweiter Popularität könnten weder Jurk noch Krehl mithalten. Tiefensee hatte eine Kandidatur jedoch abgelehnt.

Weil die SPD in Sachsen nicht stark genug sei, werde sich für sie auch nicht die Frage nach einem Koalitionspartner stellen, sagte Holtmann. Die nun getroffene Entscheidung, ohne Koalitionsaussage in den Wahlkampf zu gehen, sei dennoch nicht optimal. Aus Sicht des Hallenser Politikprofessors wäre es für die Sozialdemokraten günstiger, eine Koalition mit der CDU anzustreben. «Das Ziel, die absolute Mehrheit der CDU zu brechen, würde die SPD im Wahlkampf mit Blick auf potenzielle Wechselwähler dennoch beibehalten können», betonte Holtmann.

Als «sozialdemokratisches Korrektiv» einer CDU-Regierung bestünde die Chance, Wähler ohne feste Parteibindung aus dem CDU-Lager abzuholen. Aus dem PDS-Lager seien für die SPD dagegen kaum Stimmen zu gewinnen. Zwar habe der einstige SPD-Spitzenkandidat

Karl-Heinz-Kunckel 1999 mit einer klaren Absage an die PDS eine herbe Niederlage eingefahren. «Im Herbst kann das Bedürfnis bei Sachsens Wählern, nach dann 14 Jahren CDU-Alleinregierung eine SPD-Regierungsbeteiligung zu wollen, aber durchaus größer sein», fügte Holtmann hinzu.

ddp/tmo/roy
091343 Jan 04

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