Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung am Sonntag, 11.01.2004

Sachsen ignorieren SPD

Umfrage: Mit einer Doppelspitze will Sachsens SPD aus der Krise. Doch der Wähler nimmt es kaum zur Kenntnis.
 
Die Doppelspitze, mit der die sächsische SPD in den Landtagswahlkampf ziehen will, wird von den Wählern im Freistaat abgelehnt. Laut einer aktuellen Umfrage der „Sächsischen Zeitung am Sonntag" findet die gemeinsame Spitenkandidatur vom Chef der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Jurk, und der Landesvorsitzenden Constanze Krehl nur bei acht Prozent der Bürger Zustimmung. Befragt wurden 534 Personen.

Eine Überraschung gab es auch beim Listenplatz eins, den der SPD-Landesvorstand für Jurk vorgesehen hat. Die Befragten setzen dagegen klar Krehl vor Jurk. Neun Prozent ziehen eine Spitzenkandidatin Constanze Krehl der Doppelspitze vor. Für Thomas Jurk entscheiden sich lediglich fünf Prozent.

Das „Spitzen-Tandem" ist also eigentlich falsch herum besetzt. Die übergroße Mehrheit aber, 78 Prozent der Befragten, mochten sich gar nicht äußern oder konnten in der Diskussion um die Doppelspitze keinen Sinn sehen.

„Der Konflikt zwischen Krehl und Jurk ist nicht gelöst."

Beide SPD-Spitzenkandidaten verzeichneten zudem außerordentlich niedrige Bekanntheitswerte. Während Krehl nur etwa jedem dritten Befragten bekannt ist, kennt Jurk nur jeder vierte. Das Ergebnis ist bemerkenswert, hat doch der Fraktionschef naturgemäß mehr Möglichkeiten hat, sich in der Landespolitik ins Gespräch zu bringen, als die Europa-Politikerin Krehl, die zumeist zwischen Brüssel, Straßburg und Berlin unterwegs ist. Jurk ist es in den vergangenen fünf Jahren offenkundig nicht gelungen, entscheidend an Profil zu gewinnen. Der geringe Bekanntheitsgrad dürfte es beiden Kandidaten nahezu unmöglich machen, einen erfolgreichen Wahlkampf zu bestreiten. Ein Wahldesaster kündigt sich an.

Dabei stehen die Sachsen der SPD durchaus aufgeschlossen gegenüber. Laut Umfrage halten 31 Prozent die Partei für die Entwicklung des Freistaates für wichtig oder sehr wichtig. Auf ein besseres Ergebnis kann mit 58 Prozent nur die CDU verweisen. Aber den sächsischen Sozialdemokraten gelingt es gegenwärtig offensichtlich nur bei Bundestagswahlen, ihr Potenzial abzurufen. Bei Landtagswahlen wandern die Wähler wieder zur CDU. In einer Umfrage, die von der SZ in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, kam die sächsische CDU auf 59 Prozent. Die SPD kann danach nur mit 13 Prozent rechnen. Das lässt den Schluss zu, dass die Sachsen zwischen Landes- und Bundespolitik und den handelnden Personen sehr genau unterscheiden können.

In der sächsischen SPD gibt es offensichtlich Zweifel, dass die Doppelspitze von der Versammlung der Landesvertreter bestätigt wird. Der Konflikt zwischen Krehl und Jurk sei nicht gelöst, sagte der Landtagsabgeordnete Karl Nolle der SZ am Sonntag. Der Klärungsprozess sei nur aufgeschoben. Wie die Landesvertreterversammlung entscheide, sei weiter offen.
(gs/rah) Seite 5

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: