Sächsische Zeitung, 22.02.2004
Wie August der Starke: Sachsen-LB-Vorsitzender Michael Weiss kommt über seinen Dienstwagen ins Gerede
Ein einfacher Prozess um den Leasingvertrag für ein Auto bringt die Spitze der Landesbank Sachsen kräftig in Verruf.
Leipzig. Michael Weiss, Vorstandsvorsitzender der Landesbank Sachsen (Sachsen-LB), gönnt sich als Dienstwagen einen Mercedes S 600 lang zum Neuwert von über 140 000 Euro. Kenner der Szene sagen, dass dies der größte Wagen in einer Landesbank ist, obwohl sie die zweitkleinste in Deutschland ist. Damit der Pferdeanhänger oder das Segelschiff mitgenommen werden kann, wurde das Nobelfahrzeug noch mit einer Anhängerkupplung veredelt.
Gestritten wird heute über die Leasing-Bedingungen: Die Sachsen LB fordert eine Restwertgarantie von 68 700 Euro ein, während Mercedes üblicherweise nur 36 000 Euro gewährt. Ins Gerede kam dabei auch die fast unglaublich niedrige Leasing-Rate von netto 1.512 Euro pro Monat. Mercedes verlangt 2.800 Euro. Die Bank habe eben das günstigste Angebot gewählt, erklärte Sprecher Frank Steinmeyer.
Und da geht das große Getuschel los. Das Angebot kam von der MDL Mitteldeutsche Leasing AG, einer Tochter der Sachsen LB. Nach Vertragsabschluss, so Steinmeyer, wurde dort Andrea Braun zum Vorstand berufen. Die hatte zehn Jahre bei der Sachsen LB „gelernt“. Vor allem war sie dort bekannt als Lebensgefährtin des Vorsitzenden Weiss. Über das Verhältnis habe sogar die Staatsregierung die Nase gerümpft, berichten Mitarbeiter.
SPD-Fraktionschef Thomas Jurk schimpfte gestern, es gehe nicht an, dass „Schaltstellen öffentlich kontrollierter Unternehmen à la August dem Starken nach Mätressenart vergeben werden“. Er forderte Finanzminister Horst Metz (CDU) auf, in einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses zu der Affäre Stellung zu nehmen.
Das Ministerium prüft derweil die Vorwürfe. Sprecher Markus Lesch kündigte der SZ an, Metz werde in der kommenden Woche das Gespräch mit Weiss suchen.
(Von Stefan Rössel)
