Karl Nolle, MdL

Frankfurter Rundschau, 21.04.2004

Eine Uhr holt "König Kurt" ein

Teures Präsent für Biedenkopf beschäftigt den Landtag in Sachsen
 
Eigentlich schaut man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul. Aber in Sachsen schauen einige ganz genau hin - besonders wenn der Beschenkte Kurt Biedenkopf heißt.

Dresden · 20. April · Vor vier Jahren feierte Biedenkopf, damals noch Ministerpräsident und "König Kurt", seinen Siebzigsten in der Semperoper zu Dresden, als ihn Mitarbeiter der noblen Glashütter Uhrenbetrieb GmbH mit einem kleinen Präsent überraschten: Eine "Tourbillon"-Armbanduhr, Auflage eigentlich 25 Stück, der Landesvater bekam Nummer 26, von den Glashüttern extra in ihrer Freizeit montiert. Wert 139.000 D-Mark.

Kaum hatte sich Biedenkopf den Zeitmesser ums Handgelenk gebunden, tauchten Fragen auf: Darf er die Uhr behalten? Ist sie nur eine Leihgabe? Das Geschenk wurde zum Politikum und Biedenkopf versprach schließlich, die Uhr nur bis zum Ende seiner Amtszeit behalten zu wollen. Die Opposition war zufrieden.

Aber dann bekam Biedenkopf Ärger wegen seiner Dienstvilla und eines Besuchs bei Ikea, die Union meuterte, Georg Milbradt wurde Regierungschef, Biedenkopf zog wütend aus der Staatskanzlei aus - und die Uhr mit ihm. Nun hat ihn Norbert Steiner, der frühere Leiter des Leipziger Liegenschaftsamtes, der mit Biedenkopf schon eine andere Vendetta ausfocht, wegen des Verdachts einer Steuerstraftat angezeigt.

Biedenkopf sieht keinerlei Problem. Die Dresdner Morgenpost zitiert ihn, sein Steuerberater habe alles geprüft. Außerdem habe er den Materialwert der Uhr, angeblich 5.000 Euro, dem Glashütter Uhrenmuseum gespendet. Und für die Arbeitsstunden, die in der Uhr steckten, müsse er jawohl nichts zahlen. Sollte sich allerdings doch eine Steuerschuld ergeben, werde er die selbstverständlich begleichen. SPD-Politiker Karl Nolle hat nun eine Landtagsanfrage gestartet. Sein erster Eindruck: "Es riecht streng."
(von Bernhard Honnigfort)

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