Dresdner Morgenpost, 29.06.2004
Mut zum Neubeginn
Kommentar von Stefan Locke
Constanze Krehl tat gestern das einzig Richtige und warf das SPD-Chef-Handtuch. Allerdings vergaß sie, sich vorher den Wutschweiß von der Stirn zu wischen, und trat noch einmal übel nach. Hatte sie sich extra dafür 24 Stunden Bedenkzeit genommen? Der Tag hätte eigentlich reichen müssen, um ihr Gemüt für eine überlegte Reaktionzu kühlen, stattdessen gerierte sich die Ex-Parteivorsitzende wie ein bockiges Kind.
Aber; das soll allein Frau Krehls Problem bleiben. Wichtig Sachsens SPD kann neu anfangen. Vorbei sind die Zeiten quälender Personalstreitereien und lähmender Kandidatendiskussionen - hoffentlich.
Denn noch sitzen im Landesvorstand die unsäglichen Krehl Flüsterer um die Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber und Gerald Thaiheim. Sie setzten sich am Sonnabend eigenmächtig über den mühsam erarbeiteten Listenkompromiss hinweg und läuteten so - unabsichtlich - auch Krehls Ende ein. Ironie der Geschichte nennt man das.
Diese Leute sind für die Partei untragbar. Wenn Jurk mit der SPD im Freistaat Erfolg haben will, muss er sich von ihnen trennen. Am besten schon heute Abend auf der außerordentlichen Präsidiums- und Landesvorstandssitzung. Das wäre dann ein wahrer Neubeginn.