Dresdner Morgenpost, 30.06.2004
Sachsen-SPD: Jurk wird Nachfolger von Krehl
DRESDEN- Sachsens SPD hat einen neuen Chef: Thomas Jurk (42) ist ab sofort nicht nur Vorsitzender der SPD-Fraktion und deren Spitzenkandidat für die kommende Landtagswahl, sondern auch Parteichef - zumindest bis zum 19. September.
Erst danach wollen die krisengeschüttelten Sozialdemokraten einen neuen Landesvorstand wählen Das beschloss der alte Vorstand gestern auf einer Sondersitzung. Ex-Chefin Constanze Krehl übergab noch vor der Wahl Jurks die Amtsgeschäfte.
Noch am Tag ihres Rücktritts war Krehl für niemanden zu sprechen. Gestern Nachmittag bat sie überraschend ihren Nachfolger Thomas Jurk zum Gespräch. Dauer: eine halbe Stunde, berichtet ein Mitarbeiter. „Sie hat gesagt, was sie noch sagen wollte." Auf der Präsidiumssitzung am Abend bekam Krehl zum Abschied Blumen von Jurk und Partei-Vize-Chef Rolf Schwanitz. Zur anschließenden Sitzung des Landesvorstands - dem sie als Mitglied des Europaparlaments beratend angehört - blieb Krehl nicht mehr.
Eine Forderung mehrerer SPD-ler nach einem Rücktritt des kompletten Vorstandes und unverzügliche Neuwahlen, wurde damit gestern Abend eine Absage erteilt. Zuvor hatte sich Sachsens DGB-Chef und SPD-Landtagsabgeordneter Hanjo Lucassen für einen Komplett-Wechsel ausgesprochen „Der Landesvorstand muss Konsequenzen ziehen. Wir brauchen einen Neustart mit neuen Gesichtern."
Ein „neues" Gesicht steht jedoch nach wie vor nicht zur Verfügung: Leipzigs Oberbürger meister Wolfgang Tiefensee lehnte den Landes-Chefposten mit bewährter Begründung ab: „Ich habe meine Aufgabe in Leipzig und mache Kommunalpolitik."
(von Stefan Locke)