Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 10.08.2004

Porsch auch als Auslandskader der Stasi geführt

 
Dresden/Leipzig. Der Leipziger Stasi-Führer war voll des Lobes. "Durch den Einsatz des IM konnten wertvolle Hinweise zu Aktivitäten negativer Schriftsteller der DDR (....) erarbeitet werden." Die vom IM erarbeiteten Informationen besäßen "hohen operativen Wert", dem IM wurde "Dank für seine gute Einsatzbereitschaft und qualitativ guten Informationen ausgesprochen". So schrieb am 20. März 1984 ein Oberstleutnant der Leipziger Stasi-Bezirksverwaltung an die Zentrale in Berlin, die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), Abteilung XII, also die Auslandsspionage.

Laut der Akte, die mehrere Treff- und Spitzelberichte enthält, ging es offenkundig um den IM Christoph, hinter dem Sachsens PDS-Spitzenkandidat Peter Porsch stecken soll. Er hat demnach während der Buchmesse im März 1984 über eine Lesung der Schriftstellerin Christa Moog in der Wohnung seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau Regine Thüm berichtet. Auch im Rahmen der Operativen Personenkontrolle (OPK) "Organisator" wurde der eigentlich bei der Auslandsaufklärung eingesetzte IM an die Leipziger Stasi-Kollegen ausgeborgt. Ein seltener Vorgang. Im Abschlussbericht zu dieser OPK vom 17. Januar 1985 hieß es, durch den "zeitweilig genutzten IM der HVA, Christoph, erfolge eine positive politische Beeinflussung der X, wodurch eine weitere politische Festigung erreicht wurde".

Damit nicht genug. Drei Jahre später, am 21. Juni 1988, schickt die Leipziger Bezirksverwaltung an das Stasi-Ministerium einen Auskunftsbericht zum "Auslandskader" Doktor Peter Porsch. "Bisherige Auslandseinsätze: 1977/78/79/81 - 87" als "Deutschlehrer/Dozent in der VR Polen, Krakow". Vorgesehen ist der gebürtige Österreicher laut Akten nun als Deutschlektor an der Uni in Algier.

In Algier kam Porsch zwar nie an. Doch seine Tätigkeit in Polen ist kein Geheimnis. Der heute 59-Jährige sei dort als Deutschlehrer tätig gewesen, bestätigt Fraktionssprecher Marcel Braumann. Er habe an seine Dienststelle, die Uni Leipzig, "entsprechend seiner dienstlichen Verpflichtungen Berichte in achtfacher Ausfertigung geschickt".

Porsch bestreitet vehement eine Stasi-Verwicklung. Er habe keine Verpflichtung unterschrieben. Michael Beleites, Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, erklärte jedoch gegenüber unserer Zeitung: "Das Fehlen einer schriftlich Verpflichtungserklärung heißt nicht automatisch, dass es keine Kooperation mit der Stasi gab. Wir kennen viele Fälle, in denen Personen auch ohne formale Verpflichtung systematisch für die Stasi tätig waren."

Der Sprecher der Birthler-Behörde, Christian Booß, stellte zudem klar: "Unterlagen zu Mitarbeitern des MfS werden als solche nur dann herausgegeben, wenn sie zweifelsfrei auf eine IM-Tätigkeit hinweisen und die Identität der mit Decknamen erwähnten Person feststeht. Beides", so Booß, "war hier der Fall". Booß betonte zudem, dass die Behörde keine Akten oder Klarnamen widerrechtlich herausgegeben habe. Porsch-Anwalt Klaus Bartl will jedoch gegen die Birthler-Behörde klagen.
(von Sven Heitkamp)






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