Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 19.08.2004

Stasi-Telegramm belegt: Porsch war IM Christoph

 
Dresden. Auch die Stasi machte Fehler: In einem Telegramm vom 2. März 1984 - siehe unten - schrieb sie gegen alle Geheimdienstregeln Klartext. Die Leipziger Bezirksverwaltung kabelte an die für West-Spionage zuständige Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) in Berlin den Namen eines "Dr. Porsch, Peter, geb. am 15. 10. 1944, wh. 7022 Leipzig". Porsch, so hieß es in dem Telegramm, sei "erfaßt für Ihre Abteilung". Grund der Anfrage: Die Leipziger hofften auf "die Möglichkeit einer operativen Nutzung des P.", weil "in der Wohnung des Genannten" am 10. März 1984 eine Lesung "feindlich-negativer Schriftsteller" geplant war.

Das Schriftstück liegt unserer Zeitung vor. Es erhöht den Druck auf den nunmehrigen PDS-Spitzenkandidaten Porsch. Denn am 5. März 1984 vermerkte die Leipziger Stasi die Antwort der HVA. Berlin informierte, "daß die überprüfte Person positiv erfaßt ist und zuverlässig arbeitet".

Fortan trat der Mann in die Dienste der Leipziger. Zu der für die Stasi so interessanten Lesung mit Christa Moog hatte Porschs Partnerin Regine eingeladen. Der "IM der HVA" setzte die Leipziger Genossen vor und nach der Lesung wunschgemäß ins Bild. Die Stasi lobte: "Durch den Einsatz des IM konnten wertvolle HinweiseF... erarbeitet werden".

Anfangs informierte der Mann, den die sächsischen Genossen in der Folgezeit als IM Christoph bezeichneten, mündlich. Erst im März 1985 heftete die Bezirksverwaltung einen schriftlichen Bericht von Christoph ab. Und der belegt: Christoph und Dr. Porsch aus dem Telegramm waren dieselbe Person. Das Telegramm verwies seinerzeit auf die Lesung "in der Wohnung des Genannten", und Christoph erwähnte 1985 in seinem Bericht die Lesung mit Christa Moog - "im Vorjahr bei uns in der Wohnung".
(Armin Görtz)

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