DNN/LVZ, 25.08.2004
Birthler-Behörde: Porsch kannte offenbar Codewort der Stasi zur Kontaktaufnahme
Berlin. In der Stasi-Affäre um den sächsischen PDS-Spitzenkandidaten Peter Porsch hat die Birthler-Behörde gestern Äußerungen eines Ex-Stasi-Offiziers zurückgewiesen. Friedheim Opelt, damals bei der Stasi-Bezirksverwaltung Leipzig, behauptet, er habe sich 1984 beim ersten Treff mit Porsch als Kriminalpolizist ausgegeben. "Die Akten, vor allem der von Opelt selbst unterschriebene Bericht über das Treffen, zeichnen ein vollkommen anderes Bild", erklärte Christian Booß, Sprecher der Birthler-Behörde, gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Demnach erhielt Opelt von der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung in Berlin die Genehmigung, Porsch operativ zu nutzen. Laut Opelts Treffbericht habe ihm die HVA die "Telef.Nr. des IM" und ein "Erkennungswort" mitgeteilt.
Die Verbindungsaufnahme zum IM erfolgte laut Beschreibung von Opelt in der Akte "telefonisch" und geschah "ohne Schwierigkeiten." Die entsprechenden Stasi-Akten liegen unserer Zeitung vor. Birthler-Sprecher Booß: "Opelt hat Porsch laut Akten also offenbar angerufen und - da sich die beiden nicht kannten - ein Codewort benutzt, das die Stasi mit Porsch vereinbart hatte." Ein Codewort diente laut Stasidefinition der konspirativen Verbindungsaufnahme eines Stasimitarbeiters mit seinem IM.
Trotz der minutiösen Beschreibung fände sich dagegen keinerlei Hinweis in den vorliegenden Akten auf eine Annäherung unter Legende als Kripomann. Laut Stasi-Richtlinien und üblicher Aktenführung hätte eine Kontaktaufnahme unter Legende oder fremder Flagge - letzteres war die Annäherung unter Vorspielung eines anderen Geheimdienstes - in den Akten eigentlich vermerkt werden müssen.
(A. G.)