Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 25.10.2004

Porsch-Affäre: IM Christoph gab Stasi Auskunft zu US-Wachmann

 
Leipzig. Sachsens PDS-Fraktionschef Peter Porsch gerät weiter unter Erklärungsdruck. Laut einem bisher fast völlig geschwärzten Dokument aus der Birthler-Behörde, das unserer Redaktion seit gestern Abend weitgehend im Klartext vorliegt, hat Porsch der Leipziger Stasi 1984 Auskunft über einen Wachmann gegeben, der in der Bundesrepublik Nato-Objekte bewachte. Das Papier mit der Überschrift "Tonbandabschrift" trägt die maschinengeschriebene Unterschrift "Christoph" und wurde "Für die Richtigkeit" von Stasi-Oberleutnant Friedheim Opelt per Hand unterzeichnet. Christoph ist laut Birthler-Behörde mit Porsch identisch.

Im nun vorliegenden Klartext gibt Christoph nicht nur Auskunft über eine illegale Schriftstellerlesung, sondern auch völlig andere Informationen: Das Gespräch drehte sich um eine Frau österreichischer Nationalität, diese sei "fest liiert mit einem Amerikaner", der sich in der Kommunistischen Partei Österreichs engagiere. "Zur Zeit ist er tätig in der Wach- und Schließgesellschaft in München", heißt es in dem Text. Laut Christoph "bekommt er oft Bewachungsaufträge mit denen Österreicher nicht betraut werden... Das liegt daran, daß er Bürger eines NATO-Landes ist und bei diesen Aufträgen derartige Einrichtungen bewacht in der Bundesrepublik."

Porsch, der aus Österreich stammt, behauptet heute, er habe Opelt für einen Kriminalpolizisten gehalten. Porsch und auch Opelt haben dies jüngst in eidesstattlichen Versicherungen beteuert, deren Unwahrheit strafbar wäre. In der Wohnung von Porschs Freundin hatte 1984 eine illegale Schriftstellerlesung stattgefunden. Um seine Freundin und sich zu schützen, habe Porsch dem vermeintlichen Kripo-Mann Opelt darüber Auskunft gegeben - so begründet Porsch-Anwalt Peter-Michael Diestel die Stasi-Kontakte.

Für Anwalt Steffen Lindner, der den Freistaat Sachsen in einem Arbeitsrechtstreit mit Porsch vertritt, sind die Wachmann-Auskünfte brisant, weil sie keineswegs zu Porschs bisherigen Erklärungen passen würden: Wieso berichtete Porsch einem angeblichen Kripo-Mann, der sich für die Literaturszene interessierte, von einem US-Bürger, der Nato-Objekte bewachte? Porsch meinte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, der Bericht enthalte nichts Neues. Unterdessen wartete Diestel mit einer neuen Erklärung auf: Die Stasi habe unter "IM Christoph" Informationen aus verschiedenen Quellen zusammengefasst.
Armin Görtz

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