Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.11.2004

SPD sucht „Integrator“ mit Führungserfahrung

Fraktion wählt am Montag einen Nachfolger für Thomas Jurk
 
Bereits kurz nach der Vereidigung von SPD-Fraktionschef Thomas Jurk als Wirtschaftsminister am Donnerstag prangte an seiner Bürotür im Landtag seine neue Funktion: „Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit“. Schon am Montag wird das Schild wieder ausgetauscht werden müssen. Dann wird ein Neuer in das Büro einziehen: Am Montag wählt die Fraktion auf einer Klausur in Meerane einen Nachfolger für Jurk.

Das Rennen ist zurzeit noch offen. Denn Jurk hat es versäumt, einen Nachfolger aufzubauen. Deshalb machen sich gleich zwei altgediente Fraktionsmitglieder Hoffnung auf den Chefposten: die Fraktionsvize Simone Raatz und der Biedenkopf-Jäger Karl Nolle. Wer eine Mehrheit, geschweige denn eine deutliche, bekommen könnte, ist völlig unklar.

Die Frau, der Unternehmer und die Übergangslösung

„Warum denn nicht eine junge Frau?“, fragen die Raatz-Befürworter. Eine Quotenfrau würde die 41-Jährige aber sicher nicht sein. Die habilitierte Chemikerin gilt als politisches Talent. Allerdings fehlt es ihr an Führungserfahrung, bemängeln selbst politische Freunde.

Ein Mangel, den der Druckunternehmer Karl Nolle nicht hat. Allerdings „wirkt der Karl eher polarisierend als integrierend“, heißt es in der Fraktion. Der 59-Jährige hatte in den Flügelkämpfen in der SPD mit seiner Meinung nie hinterm Berg gehalten – auch wenn er zum letztendlich siegreichen Lager um Jurk gehört, könnte ihm das innerparteilich auf die Füße fallen.

Und für die CDU ist Nolle erst recht ein rotes Tuch: Der Chef-Aufklärer in Sachen „schwarzer Filz“ ist praktisch jedem CDU-Spitzenpolitiker schon einmal auf die Füße getreten, bis hin zur Strafanzeige. Da verwundert es nicht, dass selbst Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) schon intern durchblicken ließ, Nolle sei nicht vermittelbar. „Das hilft und das schadet ihm nicht“, heißt es dazu in der SPD-Fraktion. Die Frage ist, ob das stimmt.

Denn sicherheitshalber gibt es einen Plan B, der immer wahrscheinlicher wird: Ein Fraktionschef auf Zeit könnte die Geschäfte für zwei Jahre führen, um in der stürmischen Anfangszeit der Koalition die Wogen zu glätten. Und der Nachwuchs hätte genug Zeit, sich nach innen und außen zu profilieren – auch die Landtagsneulinge, wie beispielsweise Juso-Chef Martin Dulig.

Für die Rolle des landtagserfahrenen „Übergangsintegrators“ ist neben dem 50-jährigen Sozialpolitiker Johannes Gerlach, der aber als recht farblos gilt, vor allem Cornelius Weiss im Gespräch. Es gilt als offenes Geheimnis, dass der 71-jährige Alterspräsident des Landtags Jurk auf dessen Frage bereits zugesagt hat, zur Verfügung zu stehen.
Von Andreas Novak

Karl Nolle im Webseitentest
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