Karl Nolle, MdL

Medien Info Sachsen, www.cross-chris.de, 15.11.2004

Generationenwechsel: Weiss neuer SPD-Fraktionschef

 
Dresden/Meerane - Die SPD-Landtagsfraktion kreißte und brachte nach einer wahren Zangengeburt einen neuen Vorsitzenden zu Tage. Sage und schreibe vier Wahlgänge brauchte die Wilde 13 heute bei ihrer Fraktionsklausur im westsächsischen Meerane, um einen Generationenwechsel der besonderen Art einzuleiten. Der 71jährige Alterspräsident des Landtages, Cornelius Weiss wird Nachfolger von Thomas Jurk, Jahrgang 1962. Der war zuvor als Ressortchef ins Wirtschaftsministerium gewechselt.

Der Sessel des Fraktionschefs war heiß umkämpft. Immerhin darf der im Landtag in der ersten Reihe sitzen. So kandidierte denn ein knappes Drittel der Fraktion. Ambitionen hatte sich Chefaufklärer" Karl Nolle gemacht, außerdem die Umwelt- und Verkehrsexpertin Simone Raatz und der Sozialexperte Johannes Gerlach.

Drei quälende Wahlgänge lang schlugen sich die 13 Genossen den Montag um die Ohren, bis schließlich die drei Letztgenannten ihre Kandidaturen zugunsten des nach Stimmen aussichtsreichsten Senioren zurückzogen.

Der fing sich dann im vierten und letzten Wahlgang noch eine Gegenstimme ein. Eine Enthaltung dürfte - nobel, nobel - auf sein eigenes Konto gehen. Beim Koalitionspartner CDU wurde hörbar aufgeatmet. Mit einem SPD-Fraktionschef Nolle hätte man sich wohl kaum angefreundet. Entsprechende Andeutungen der CDU-Spitze am Wochenende wiesen die Sozialdemokraten als „Einmischung" zurück. Doch da sind beide Seiten wohl etwas päpstlicher als der Heilige Stuhl: Immerhin hätte es niemals einen Ministerpräsidenten Georg Milbradt gegeben, hätte Nolle nicht dessen Vorgänger Kurt Biedenkopf quasi im Alleingang weg gebissen. Nun, Dankbarkeit ist eben keine politische Kategorie...

Der Feingeist und Hochschulpolitiker Cornelius Weiss ist des ganze Gegenteil einer Planierraupe. Allerdings könnte die Unions-Fraktionsspitze bei der Kooperation mit dem emeritierten Leipziger Hochschullehrer rasch an intellektuelle Grenzen geraten. Solches widerfuhr wiederholt dem vorige Woche geschassten Wissenschaftsminister Matthias Rößler (CDU).

Ernsthaftes Konfliktpotenzial gibt es eigentlich nur bei einem Null-Thema. Der SPD-Fraktionschef ist erklärter Gegner eines Wiederaufbaus der Leipziger Paulinerkirche. Weiss wäre jedoch nicht Weiss, wäre er nicht von noblen Motiven geleitet. Nachdem er in den 60ern gegen die Sprengung des Gotteshauses protestiert hatte, ist er heute der Ansicht, ein Neubau wäre nur ein Nachbau, eine Kopie ohne die Seele der Originalkirche.

Und die SPD-Fraktion wäre nicht die SPD-Fraktion, hätte sie nicht den Keim zu neuerlicher Selbstzerfleischung bereits gelegt. Cornelius Weiss wurde nämlich nur für zwei Jahre inauguriert. Dann geht das fröhliche Wählen von vorne los. Bis dahin soll auch Juso-Chef Martin Dulig die Kandidatenreife erlangt haben. Damit wäre das Quartett wieder komplett.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: