mdr-online, 17:32 Uhr, 11.01.2005
Studie: Westen wird reicher, Osten stagniert
Durch die Reformen bei Einkommensteuer und Arbeitsmarkt steigt das Pro-Kopf-Einkommen in Ost und West unterschiedlich stark an. Das ist das Ergebnis der Kaufkraft-Prognose für das Jahr 2005, berichtet das MDR-Verbrauchermagazin "Umschau".
Nach den Berechnungen des Nürnberger Marktforschungsinstituts "Michael Bauer Research" für die Umschau werden die Ostdeutschen in diesem Jahr im Durchschnitt 13.716 Euro Kaufkraft pro Kopf und die Westdeutschen durchschnittlich 18.289 Euro Kaufkraft haben. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einer nominalen Steigerung des verfügbaren Einkommens von nur 1,5 Prozent im Osten und 2,2 Prozent im Westen. Weil die Steigerung des verfügbaren Einkommens im Osten die Inflationsrate von rund 1,6 Prozent nicht übersteigt, stagniert die Kaufkraft der Ostdeutschen, während sie im Westen leicht ansteigt.
Höhere Einkommen profitieren mehr Steuerreform
Grund für diese Entwicklung ist nach Ansicht von Marktforschungsexperte Michael Bauer, dass sich die Entlastung aus der Einkommensteuer-Reform eher im Westen bemerkbar mache, "da hier mehr Menschen mit mittlerem und höherem Einkommen leben. Auf der anderen Seite wirken sich die Belastungen durch Hartz IV eher im Osten aus, weil hier mehr Menschen von Arbeitslosen-Bezügen leben."
Stabiler Trend seit 1999
Damit ergibt sich nach fünf Jahren eine Trendwende bei der Kaufkraft-Entwicklung: Das verfügbare Einkommen stieg seit 1999 in Ost- wie in Westdeutschland jährlich durchschnittlich 2,8 Prozent nominal gleichermaßen stark an, wobei die Ostdeutschen auf weit geringerem Niveau liegen: So hatte ein Bewohner in den Neuen Ländern 1999 nur 12.221 Euro (pro Kopf und Jahr), während die Einwohner in Westdeutschland bereits 16.178 Euro zur freien Verfügung hatten. Im vergangenen Jahr war der Unterschied ähnlich hoch mit 13.511 Euro im Osten und 17.892 im Westen (Zahlen jeweils ohne Berlin).
Der für diese Auswertung als verfügbares Einkommen bezeichnete Betrag setzt sich aus Löhnen und Gehältern von Arbeitern, Angestellten und Einkommen der Selbständigen sowie Pensionen, Renten, Zinseinkünften und staatlichen Transferleistungen abzüglich Steuern und Sozialabgaben zusammen.
zuletzt aktualisiert: 11. Januar 2005 | 17:32