Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.02.2005

Handwerker warten auf Geld von der Sachsen-LB

Immobilien. Die Landesbank-Beteiligung Real wirbelt weiter Staub auf: In Leipzig warten Handwerker auf ihr Geld.
 
Dresden/Leipzig/Berlin. Alexander Seidel ist stinksauer. Das Geschäftsführungsmitglied der Fragos Heizungsbau GmbH hat seine Arbeit für die Diskothek „Golden Door“ im Leipziger Stadtzentrum erledigt – und wartet seit Wochen auf 82 000 Euro. „Dass durch Ausbluten von Baufirmen preiswert saniert wird, ist nicht neu. Dass sich aber daran eine landeseigene Institution beteiligt, das ist unverschämt“, empört sich der Chef von 42 Mitarbeitern.

Seine Kritik zielt auf die Landesbank Sachsen. Die ist mit 49 Prozent an der Real Immobilien GmbH beteiligt. In diese Firma hat die Bank Problem-Bauten ausgelagert, um sie wertsteigernd zu sanieren. Eines dieser Objekte ist das „Städtische Kaufhaus“ (Messehaus), eine der größten Immobilien in der Leipziger City. Dort baute Seidels Firma für die Ende vorigen Jahres eröffnete Diskothek die Klimatechnik ein. Die Bauleitung oblag dem Disko-Betreiber Reitzer GmbH. Der hat nach eigenen Angaben die Rechnungen der Handwerksfirmen an die Real Immobilien nur durchgereicht. Das sei vertraglich so vereinbart worden, heißt es aus der Reitzer-Chefetage, und weiter: „Auch uns hat die Real mega-gelinkt.“ Die von der Landesbank finanzierte Immobilienfirma habe die Handwerkerrechnungen „ganz gezielt“ bis zu 50 Prozent gekürzt. Der Disco-Betreiber will sich nach eigenen Angaben „rechtlich zur Wehr setzen“.

Laut Fragos-Chef Seidel belaufen sich die Außenstände der zehn beteiligten Firmen auf 200 000 Euro. 120 Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. „Die Real treibt uns bewusst in die Pleite, um das Objekt auf unsere Kosten zu sanieren.“

Real-Geschäftsführer Jan Christoph von Lewinski wies die Vorwürfe gestern Abend energisch zurück. Das Thema sei jedoch zu komplex, um es am Telefon zu behandeln. Zudem sei er ans Vertragsgeheimnis gebunden. Zu angeblich juristischen Auseinandersetzungen mit Disko-Betreiber Reitzer wollte von Lewinski keine Angaben machen.

Die Real preist das Städtische Kaufhaus als „absoluten Höhepunkt“. Sie hatte das Objekt im vorigen Jahr übernommen, nachdem sich der Voreigentümer, der Aachener Immobilienmulti Anno August Jagdfeld, verkalkuliert hatte. Für Kauf und Sanierung soll Jagdfeld 85 Millionen Euro gezahlt haben. Die Sachsen-LB gehörte zu seinen Gläubigern. Sie finanzierte den Weiterverkauf der Immobilie an die Real. Die Bankenaufsicht zwang die Landesbank Ende 2004, wegen dieses Kredits zehn Millionen Euro in die Risikovorsorge zu stecken.
Von Ulrich Wolf

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