Karl Nolle, MdL

LVZ/Leipziger Volkszeitung, 24.02.2005

Handwerker klagen über offene Rechnungen

 
Wirbel ums Städtische Kaufhaus: Nach dem Ausbau der Diskothek "Golden Door" sitzen Handwerker auf offenen Rechnungen. "Von geschätzten 200.000 Euro Ausständen stehen uns über 80.000 zu", sagt Alexander Seidel, dessen Firma Fragos Sanitär- und Heizungstechnik in dem Etablissement installiert hat.

Zunächst hatte Anno August Jagdfeld das einstige Messehaus sanieren lassen. Doch die wirtschaftlichen Erwartungen des Immobilienmultis erfüllten sich nicht, so dass er das Städtische Kaufhaus seinen Gläubigern Sachsen LB, West LB und Sparkasse Leipzig übereignete. Inzwischen gehört es der Real Immobilien, an der die Sachsen LB 49 Prozent hält. Real war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil die Landesbank angeblich riskante Objekte in die Firma ausgelagert hat. "Leider ist es im Osten gang und gäbe, dass durch Ausbluten von Baufirmen besonders preiswert saniert wird", meint Seidel. "Neu ist aber, dass sich landeseigene Institutionen daran beteiligen."

Generalunternehmer (GU) sowie Mieter der Diskothek ist die Reitzer GmbH. "In der Vorplanung der Sanierung fielen Entscheidungen, die den Kostenrahmen gesprengt haben", so Reitzer-Rechtsvertreter Nils Merker. "Mein Mandant hat die 900 000 Euro Budget "voll durchgereicht". Doch nun sei das Geld aber alle.

"Es ist ungeheuerlich, dass hinter dieser existenzgefährdenden Verzögerung ein öffentlich-rechtliches Geldinstitut steht", meint Karl Nolle mit Blick auf die Sachsen LB. "Wir brauchen keine Gesetze für bessere Zahlungsmoral zu verfassen, wenn wir es nicht selbst geregelt bekommen", so der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. "Das klingt nach einem öffentlich-rechtlichen Jürgen Schneider."

Jan von Lewinski weist die Vorwürfe zurück. "Die Firma Reitzer hat uns bereits vor Wochen mitgeteilt, dass sie ihre Aufgabe als GU nicht mehr erfüllen kann", so der Real-Chef. Außerdem habe sein Unternehmen schon im Herbst, als Reitzer "finanziell immer schwächer wurde", damit begonnen, Subunternehmer selbst zu bezahlen, "damit kein Geld verschwindet". Vorgestern hat Real sowohl GU- als auch Mietvertrag fristlos gekündigt: "Zum einen hat Reitzer seine vertraglichen Pflichten nicht mehr erfüllt, zum anderen haben wir nicht einen Euro Miete gesehen", so von Lewinski. Jetzt strebt Real weitere Vereinbarungen mit Handwerkern an. Allerdings müssten die ihre Aufträge offen legen und nachweisen, was bereits bezahlt ist. Reitzer wiederum will sich gegen Real wehren und Drittmittel einbringen, "damit es weiter geht".
Ingolf Rosendahl

Karl Nolle im Webseitentest
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