Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 01.03.2005

Klumpp soll es richten

Finanz-Vorstand übernimmt Landesbank-Führung / Probleme bleiben
 
Leipzig/Dresden. Der Internet Auftritt nimmt das Ergebnis schon vorweg: Hans-Jürgen Klumpp", heißt es auf der Homepage der Landesbank Sachsen (Sachsen LB), „übernimmt neben der bisherigen Verantwortung für den Bereich Finanzen/Controlling bis auf weiteres zusätzlich die Verantwortung für das Dezernat D 1." Das umfasst unter anderem die Bereiche Personal, Recht und Konzernsteuerung und stand - bis zu seinem Rücktritt - unter der Führung von Landesbank-Chef Michael Weiss.

Eigentlich wollte die Bank mit dieser am vergangenen Freitag eilig eingestellten Mitteilung nur illustrieren, dass sie weiter arbeitsfähig ist, nachdem Weiss und das Vorstandsmitglied Rainer Fuchs um ihre Abberufung gebeten hatten. Es gilt aber als sicher, dass Finanzminister Horst Metz (CDU) nach der für heute einberufenen außerordentlichen Anteilseigner-Versammlung der Sachsen LB am Nachmittag in Dresden die gleiche Botschaft verkünden wird: Finanz-Vorstand Klumpp übernimmt als Interims-Chef das Ruder des angeschlagenen Instituts.

Zwar wollte Ministeriumssprecherin Monika Dunkel die Personalie gestern noch nicht bestätigen - in der Bank selbst geht man aber offenbar so fest von der Berufung aus, dass Klumpp nach Informationen dieser Zeitung bereits seit dem Wochenende auf seine erweiterten Aufgaben vorbereitet wird. Die Nachfolge von Weiss als Vorstandschef der Sachsen-Finanzgruppe (SFG), die 82 Prozent der Landesbank-Anteile hält, gehört vermutlich nicht dazu: Deren Vorstand ist auch ohne Sachsen-LB-Vertreter durchaus handlungsfähig.

Engen Kontakt wird Klumpp aber schon im eigenen Interesse weiter halten müssen: Gemeinsam mit der SFG hatte die Landesbank an einer Lösung gearbeitet, das Rating des Instituts zu verbessern, das momentan bei einem schwachen BBB+ legt und der Bank die preiswerte Kapitalaufnahme erschwert. Ein entsprechender Maßnahmenkatalog soll den Anteilseignern nach wie vor am 7. März vorgelegt werden.

Millionen-Klage eingereicht

Diese Planungen dürften allerdings dadurch erschwert werden, dass eine länger angekündigte Millionen-Klage gegen die Sachsen LB mittlerweile beim Landgericht Leipzig eingegangen ist. Darin fordert die Tutzinger Industrie- und Immobilien-Leasing (IIL) 140,5 Millionen Schadenersatz von der Landesbank. Hintergrund ist ein seit Monaten öffentlich und vor diversen Gerichten ausgetragener Streit um den Wert der im Jahr 2000 gemeinsam gegründeten Mitteldeutschen Leasing AG (MDL), der letztlich auch Weiss und Fuchs zum Verhängnis wurde. Als die Staatsanwaltschaft Dresden am vergangenen Donnerstag bei einer Durchsuchung bei der Sachsen LB Belege dafür fand, dass Landesbanker im Zuge dieser Auseinandersetzung Dokumente gefälscht hatten, drängte Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) die beiden Führungskräfte, um ihre Abberufung zu bitten.

Formell wird auf der heutigen Anteilseigner-Versammlung zunächst über dieses Gesuch entschieden, bevor die Nachfolge geklärt wird. Dabei wird es auch darum gehen, heißt es aus Dresden, eine für das Land möglichst günstige Lösung" zu finden. Denn die Verträge von Michael Weiss und Rainer Fuchs laufen offiziell noch bis ins Jahr 2007. Müssten sie ausbezahlt werden, wäre Insidern zufolge ein hoher einstelliger Millionenbetrag fällig. Insofern, heißt es weiter, könnte es sich finanziell für das Land als Vorteil erweisen, dass Milbradt zumindest auf dem Papier nicht selbst den Rausschmiss initiierte.

Einen politischen Vorteil kann Milbradt daraus ohnehin nicht mehr ziehen - parteiinterne Kritiker meinen, dass der Ministerpräsident zu lange an Landesbank-Chef Weiss festhielt. Der war bereits vor gut einem Jahr unter anderem wegen seines überdimensionierten Dienstwagens und des Verdachts auf Vetternwirtschaft in die Kritik geraten. Mit diesem Thema hat allerdings auch sein designierter Nachfolger so seine Erfahrungen: Hans-Jürgen Klumpp hatte Landesbank-Karosse und Chauffeur im Jahr 2003 mehrfach dazu genutzt, seine Freundin aus Dresden zu Treffen nach Leipzig transportieren zu lassen.
von Lars Radau

Karl Nolle im Webseitentest
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