Karl Nolle, MdL

BILD Sachsen, 02.03.2005

Bankchefs kassieren 1,8 Millionen Euro fürs Nichtstun!

Das teure Ende der Affäre um die SachsenLB
 
Dresden . Der Anrufer soll sehr ungehalten gewesen sein: „Entweder Sie nehmen jetzt freiwillig Ihren Hut oder Sie werden entlassen".

Der Anrufer war Ministerpräsident Georg Milbrandt (60/CDU). Er hatte gerade erfahren daß die Staatsanwaltschaft belastendes Material bei einer Razzia in seinersächsischen Landesbank (Sachsen LB) gefunden hatte.

Freitag zogen die Chef-Banker Rainer Fuchs und Michael Weiss dann die Konsequenz, baten „auf eigenen Wunsch um vorläufige Suspendierung."

Ein Schritt, der ihnen nicht wirklich weh tut. Wenigstens nicht finanziell: Fuchs kriegt noch rund 600 000 Euro, sein Kollege Weiss sogar noch 1,2 Millionen Euro aus der Landeskasse. So steht es im Vertrag und der läuft noch bis 2007. Bei beiden!

Finanzminister Horst Metz (CDU) bestätigt: „Es gibt keinerlei Veranlassung über diese Verträge zu reden, so lange es keine strafrechtliche Relevanz gibt." Gestern entband auch die Anteilseigner-Versammlung der Sachsen LB beide Banker von ihrem Chefposten.

Das vorläufige Ende eines Banken-Skandals, wie es ihn in Sachsen noch nicht gegeben hat.

Die Spitzel-Affäre.

Schon vor einem Jahr kam raus: In der Sachsen LB wurden rund 100 Mitarbeiter ms ihrem Job gemobbt. In Betriebsratsversammlungen wurden „Spitzel" eingeschleust, die Vertraulichkeiten direkt an den Vorstand meldeten. Bankchef Weiss installierte seine Lebensgefährtin Andrea Braun sogar als Personalchefin.

Die Dienstwagen-Affäre.

Bank-Boss Weiss geriet in die Kritik, als er sich einen überlangen 600er Mercedes der S-Klasse für 140000 Euro als Dienstwagen kommen ließ. Ex-Innenminister Heinz Eggert (58/CDU) damals: „Der hat nur deshalb keinen Maserati gekauft, weil da keine Anhängerkupplung für die Yacht dran ist..."

Die Brief-Affäre.

Kurz danach tauchte in der Sachsen LB ein gefälschtes Dokument auf: der um ein Jahr rückdatierte Brief, eine so genannte Besitzanzeige, sollte der Bank rückwirkend eine Kapitalerhöhung beschaffen.. Der Geschäftsführer hatte dies versäumt. Jetzt wurde eine Kopie des gefälschten Dokumentes von einem Staatsanwalt und drei LKA-Beamten im Leipziger Bank-Gebäude sichergestellt! Als gestern die Abberufung der Skandal Vorstände bekannt wurde herrschte Freude auf der Personalversammlung.

Am Wochenende soll im Leipziger Bankhaus allerdings wieder reges Treiben geherrscht haben. Der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle „Herr Weiss und Herr Fuchs haben das ganze Wochenende trotz Abberufung im Bank-Hochhaus gearbeitet. Das wurde mir auch aus der Bank bestätigt." Wurde noch schnell belastendes Material in den Reißwolf gesteckt?
Von Andreas Harlaß

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: