Karl Nolle, MdL

Handelsblatt, 05.04.2005

Eigner der SachsenLB zögern Kapitalerhöhung hinaus

Drei Monate vor Wegfall der Staatsgarantien steht noch kein Zukunftsmodell
 
Die Eigner der Landesbank Sachsen Girozentrale (SachsenLB) haben sich gestern in Dresden noch immer nicht auf konkrete Hilfen für das Institut geeinigt. Das gilt sowohl für die in Aussicht gestellte Kapitalerhöhung als auch für die Liquiditätshilfen, die die sächsischen Sparkassen leisten sollen.

BERLIN. Parallel soll jetzt untersucht werden, ob die Zukunft der SachsenLB nicht auch durch eine kapitalmäßige Verflechtung oder eine Kooperation mit „geeigneten Partnern“ langfristig gesichert werden könne, wie es in Dresden hieß.

Trotz der Verzögerung ist die verbesserte Kapitalausstattung durch die Eigentümer weiter erste Priorität. „Die Partnersuche wäre für mich nach den geplanten Maßnahmen erst der zweite Schritt“, sagte Joachim Hoof, Vorstandsvorsitzender der Sachsen-Finanzgruppe (SFG), dem Handelsblatt. Erst müsse die SachsenLB ein interessanter Partner werden. Über die SFG sind die Eigner der Sparkassen und der Freistaat Sachsen an der SachsenLB beteiligt (siehe Grafik). Bei „geeigneten Partnern“ denke die SFG in erster Linie an andere Landesbanken. „Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich private Institute ausschließen“, so Hoof.

Hauptgrund für die ausgebliebene Entscheidung zur Zukunft der Bank sind Unklarheiten über die Finanzierung der Kapitalerhöhung. Ursprünglich wollten die Eigner das Eigenkapital für die SachsenLB bis zu 400 Mill. Euro über eine Anleihe der SFG generieren. Doch die Ratingagenturen sind skeptisch. „Die Anteilseigner sehen Handlungsbedarf, der Landesbank hartes Eigenkapital zur Verfügung zu stellen“, räumte Horst Metz ein, sächsischer Finanzminister und Chef der SFG-Anteilseignerversammlung. Bis Juni wollen sich die Anteilseigner darauf verständigen, wer welche Tranche zeichnet. „Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn wir das jetzt schon in trockenen Tüchern hätten“, sagte Hoof. Schnell möglich sei es dagegen, die avisierten Liquiditätshilfen der Sparkassen bereitzustellen. Im Gegensatz zu vielen Sparkassen in den alten Bundesländern sind die ostdeutschen Sparkassen stark „passivlastig“, die Höhe der Einlagen übersteigt die Kreditvergabe. Diese Mittel sollen in einen „Liquiditätsverbund“ einfließen.

Die Kapitalerhöhung soll das Institut fit für die Zeit nach dem Wegfall von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung machen. Diese staatlichen Garantien für die Landesbanken, die bislang für ein erstklassiges Rating und damit eine günstige Refinanzierung sorgen, laufen Mitte Juli 2005 aus. In einem Rating von Standard & Poor’s (S&P), in dem der Wegfall der Garantien bereits vorweggenommen wurde, erhielt die SachsenLB ein mittelmäßiges „BBB+“-Rating. Ein „Single A“ wird jedoch angestrebt. Fitch hat der einzigen neu gegründeten Landesbank bereits im Vorgriff auf die zu beschließenden Maßnahmen ein „A“- Rating in Aussicht gestellt. „Wir sind überzeugt, dass die SFG die Landesbank auch künftig unterstützen wird“, sagte Fitch-Analyst Michael Steinbarth dem Handelsblatt.

Zusammen mit einer Unternehmensberatung soll nun ein tragfähiges Geschäftsmodell für das Institut vorgelegt werden, beschlossen die Anteilseigner. Ferner soll das Institut jährlich bis zu zehn Mill. Euro sparen. Vor der Einführung steht eine einheitliche Risikostrategie für die SFG, um die Transparenz des Finanzverbunds weiter zu erhöhen. Auch die Kooperationsmaßnahmen zwischen Sparkassen und Landesbank sollen konkretisiert werden.
Von Frank Matthias Drost

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