Karl Nolle, MdL

Handelsblatt Nr. 086, 04.05.2005

WestLB sieht in Sachsen strategische Chance

Bankchef Fischer treibt Konsolidierung voran
 
F.DROST, P.KÖHLER, C.POTTHOFF HANDELSBLATT, 4.5.2005 FRANKFURT/BERLIN. Mit dem geplanten Einstieg der WestLB bei der Landesbank Sachsen Girozentrale (SachsenLB) versprechen sich die Düsseldorfer Bankmanager vor allem einen strategischen Vorteil. Die SachsenLB ist die letzte eigenständige, kleinere Landesbank, die derzeit bei der Neuordnung der öffentlichen Banken zur Disposition steht. "WestLB-Chef Thomas Fischer würde wieder einmal zeigen, dass er bei der Konsolidierung in der öffentlich-rechtlichen Kreditwirtschaft eine aktive Rolle spielen will", sagte ein Landesbanker.

Die Zeit für eine Lösung bei der SachsenLB drängt, weil sie nach dem Wegfall der staatlichen Ausfallgarantien im Juli 2005 mit dem vergleichsweise schlechten "BBB+"-Rating durch die Rating-Agentur Standard & Poor s kaum überlebensfähig wäre. Die Eigner der SachsenLB, die regionalen Sparkassen, die Kommunen und der Freistaat Sachsen, können sich seit Monaten nicht auf konkrete Hilfen für das Institut einigen.

Das gilt sowohl für die in Aussicht gestellte Kapitalerhöhung als auch für die Liquiditätshilfen, die die sächsischen Sparkassen leisten sollen. Deshalb hatte man zuletzt auch die Option ins Spiel gebracht, sich von außen unter die Arme greifen zu lassen. Dabei wurde eine kapitalmäßige Verflechtung oder eine Kooperation mit "geeigneten Partnern" ins Spiel gebracht. Aus dem Sparkassenlager hieß es gestern, man spreche mit verschiedenen Landesbanken, darunter auch der WestLB. Dabei seien die Anteilseigner bereit, sich von der Mehrheit an der SachsenLB zu trennen. Die Selbstständigkeit des Instituts solle aber erhalten bleiben. Bis zum Spätsommer wolle man eine Lösung präsentieren.

Nach Ansicht von Finanzexperten könnte die SachsenLB als Tochter der WestLB geführt werden. Zuletzt war auf diese Weise die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) unter die Fittiche der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gekommen. Die LBBW hatte jüngst unter ihrem neuen Vorstandschef Siegfried Jaschinski erklärt, sie habe kein Interesse an der SachsenLB, da sie selbst nach einigen Zukäufen mit einer neuen Konzernstruktur beschäftigt sei.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist seit Monaten gehemmt, da sie an der Übernahme der Frankfurter Sparkasse feilt, und die BayernLB sorgt mit Plänen für die bundesweite Tätigkeit der Tochter Deutsche Kreditbank (DKB) für Verstimmung unter den Sparkassen.

Ein Rating-Analyst sagte, die Lösung mit der WestLB sei auf den ersten Blick nicht schlecht, weil die Düsseldorfer schon für die Sparkassen in Brandenburg bestimmte Zentralbankfunktionen anbietet. "Wenn man eine Lösung wie zwischen der LBBW und der LRP findet, könnte das für das Rating der WestLB neutral sein", hieß es weiter. Die SachsenLB habe zwar nicht das attraktivste Geschäftsgebiet, sie sei gemessen an den Geschäftszahlen aber nicht schlecht.

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