Handelsblatt Nr. 081, 27.04.2005
Moody’s sieht Landesbanken gerüstet für die Zukunft
Ratingagentur nennt Noten für die öffentlich-rechtlichen Institute - LBBW belegt Spitzenplatz
FRANK MATTHIAS DROST HANDELSBLATT, 27.4.2005 BERLIN. Die Landesbanken haben gestern eine Bestätigung für die Zukunftsfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle erhalten. Die Ratingagentur Moody s legte gestern nach Standard & Poor s und Fitch ihre Ratings für elf Landesbanken und die Dekabank, dem Fonds-Anbieter der Sparkassen-Finanzgruppe, vor. Dabei nimmt Moody s die Mitte Juli 2005 wegfallenden Garantien wie Gewährträgerhaftung und Anstaltslast vorweg.
Allen Landesbanken attestiert Moody s mindestens eine gute Zahlungsfähigkeit für ihre ungarantierten langfristigen Verbindlichkeiten. Das entspricht einem "A1" und ist die fünftbeste Wertung von Moody s. Die beste Note erhielt wie auch bei der Agentur S&P die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit einem "Aa1", der zweitbesten Moody s-Wertung, Überraschenderweise gab die Ratingagentur der HSH Nordbank AG lediglich ein "A 1". Experten hatten mit einem besseren Ergebnis gerechnet.
Für Kreditinstitute hat die Bewertung der Bonität eine enorme Bedeutung. Je besser ein Rating ist, um so günstiger können sich die Banken refinanzieren. Die staatlichen Garantien sorgten bislang dafür, dass die Landesbanken erstklassige Ratings erhielten. Private Banken setzten sich für eine Abschaffung dieser Garantien ein, weil sie diese als ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil ansahen. Die EU-Kommission gab ihnen Recht.
Offiziell trug die HSH Nordbank, die aus der Fusion der Landesbanken von Schleswig-Holstein und Hamburg entstanden ist, das Urteil von Moody s mit Fassung. "Die Bewertung bedeutet, dass die HSH Nordbank auch nach Wegfall der staatlichen Garantien über wettbewerbsfähige Refinanzierungsbedingungen verfügen wird", sagte Vorstandschef Alexander Stuhlmann. Doch zufrieden kann das ertragsstarke Institut mit dieser Bewertung nicht sein, die sie in eine Reihe stellt mit der Bankgesellschaft Berlin AG, der Landesbank Sachsen, der WestLB und der Bremer Landesbank. Zudem bedeutet "A1", dass die HSH Nordbank nicht besser bewertet wird als die Sparkassen-Finanzgruppe insgesamt. Moody s attestierte der Gruppe aus Sparkassen, Landesbanken und Bausparkassen kürzlich ein Rating-Floor von "A1".
Während die Bankgesellschaft Berlin dabei ist, ihre mühevolle Sanierung abzuschließen, ist die Zukunft der Landesbank Sachsen noch ungewiss. Zwar haben die Eigner der Sachsen-Finanzgruppe, zu der die SachsenLB gehört, Hilfe zugesagt, doch Beschlüsse für eine notwendige Kapitalerhöhung gibt es noch nicht. Die WestLB schloss das Jahr 2004 mit einem Verlust von 920 Mill. Euro ab. In Düsseldorf begrüßte man denn auch die Einstufung. "Für uns ist das kurzfristige Rating besonders interesssant. Auch da sind wir auf "A1" und damit sind wir in der jetzigen Phase unseres Unternehmens sehr zufrieden", sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.
Über ein "Aa2"-Rating verfügen nun die Bayerische Landesbank, die SaarLB - eine Tochter der BayernLB -, die Landesbank Hessen-Thüringen und die Landesbank Rheinland-Pfalz, eine Tochter der LBBW. Die BayernLB profitiert nach Auffassung Moody s von der 50prozentigen Beteiligung des Landes, das als eines der wirtschaftlich stärksten Bundesländer mit einem Triple-A-Rating versehen ist. Dagegen werden die finanziellen Bedingungen der Bank als "bescheiden" eingestuft. Auf ein "Aa3", dem viertbesten Rating von Moody s, kommt die Norddeutsche Landesbank. "Wir werden das Vertrauen der Märkte ins uns rechtfertigen", sagte Vorstandschef Hannes Rehm. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und die Sparkassenverbände von drei Bundesländern gaben kürzlich grünes Licht für eine Kapitalerhöhung.