Karl Nolle, MdL

HANDELSBLATT, 06.05.2005

Schwaches Rating

Sachsen LB rechnet mit weniger Gewinn
 
Der Interims-Vorstandschef der SachsenLB, Hans-Jürgen Klumpp, hat nur wenige Monate vor dem Wegfall der staatlichen Haftungsgarantien betont, dass die kleine und finanzschwache Landesbank dringend eine Kapitalspritze benötigt. Dieses Jahr wird zudem ein geringerer Konzerngewinn erwartet.

HB LEIPZIG. „Wir stehen vor der größten Herausforderung unserer Geschichte“, sagte Klumpp am Freitag auf einer Pressekonferenz der Landesbank in Leipzig. Ab Mitte Juli fallen für alle deutschen Landesbanken die Staatsgarantien weg, wodurch sich die Bonitätsnoten von den Rating-Agenturen verschlechtern. Die Sachsen LB, die von allen Landesbanken am schlechtesten von den Agenturen eingeschätzt wird, koste dies in den nächsten Jahren einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Der Konzerngewinn von knapp 42 Mill. € im vergangenen Jahr werde 2005 voraussichtlich nicht erreicht werden.

„Wir brauchen eine Kapitalerhöhung. Und es muss schnell gehen“, sagte Klumpp, der künftig Stellvertreter des neuen Bankchefs Herbert Süß sein wird. Die Eigentümer der Bank würden dazu einen dreistelligen Millionen-Betrag bereitstellen, sagte er. In Kreisen der Eigner war zuletzt von rund 300 bis 500 Mill. € die Rede. Die Bank hatte Ende 2004 eine Kernkapitalquote von nur 5,5 %. Sie muss auf sieben Prozent kommen, um wenigstens ein Rating im mittelmäßigen „A“-Bereich zu erhalten.

Dieses Rating, das die Bank voraussichtlich zunächst nicht von allen Rating-Agenturen bekommen wird, sei die Voraussetzung für ein stabiles Geschäftsmodell und die Sicherung der mehr als 600 Arbeitsplätze im Konzern. Kurzfristig könne die Bank aber mit einem Rating im schwächeren „BBB“-Bereich überleben.

Die Sachsen LB will ihre Kooperation mit Sachsens Sparkassen vertiefen und Kosten sparen. „Einen drastischen Personalabbau wird es aber nicht geben“, versicherte Klumpp. Zurückziehen will sich die Bank auf mittlere Sicht aus dem inländischen Immobiliengeschäft.

Mit der WestLB gebe es derzeit keine Fusionsverhandlungen. „Keiner von uns hat hier mit der WestLB Gespräche geführt und wir wurden auch nicht angesprochen“, sagte Klumpp. Die WestLB prüft Bankenkreisen zufolge ein Zusammengehen mit der Sachsen LB. Experten räumen den Überlegungen aber wenig Chancen ein, weil das auch nicht besonders gute Rating der Düsseldorfer bei einer Fusion in Gefahr wäre.

Die Sachsen LB arbeitet seit Monaten nur mit zwei Vorständen. Der frühere Vorstandschef Michael Weiss und Vorstand Rainer Fuchs hatten nach Vorwürfen gegen die Bank im Frühjahr ihren Hut nehmen müssen. In der so genannten Urkunden-Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen uneidlicher Falschaussage. Es geht um die angebliche Rückdatierung eines Dokumentes auf der Hauptversammlung der Tochter Mitteldeutsche Leasing (MDL). Die Bank streitet die Vorwürfe ab.

Rückstellungen für Prozesskosten bei der MDL seien bislang nicht gebildet worden. Auch für 2005 sei kein Bedarf erkennbar. Alle Risiken seien abgedeckt, versicherte Klumpp.

Karl Nolle im Webseitentest
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