Karl Nolle, MdL

DIE WELT, 10.06.2005

Die WestLB könnte den Retter in Sachsen spielen

Die Landesbank in Leipzig braucht frisches Kapital - Aber die Sparkassen zögern zu helfen
 
Berlin - WestLB-Chef Thomas Fischer hat nach der Hamburger HSH Nordbank jetzt auch die schwächelnde Sachsen LB im Visier. "Es gibt Gespräche, die aber noch ergebnisoffen sind", sagte ein WestLB-Sprecher der WELT. "Es gibt auch noch keine Vorentscheidung, sondern verschiedene Optionen, die gemeinsam geprüft werden." Damit bestätigen die Düsseldorfer, daß sie an einer Lösung für die Sachsen LB (60,6 Mrd. Euro Bilanzsumme, 641 Beschäftigte) arbeiten.

In Dresden und Leipzig werden seit Monaten verschiedene Optionen für die kapitalschwache Sachsen LB geprüft. Eine Option ist die Kooperation oder Verbindung mit anderen Landesbanken. Eine andere ist die stärkere Integration der Sachsen LB in die Sachsen-Finanzgruppe (SFG), die rund 82 Prozent an der Landesbank hält. Diese Lösung wird in Leipzig favorisiert, was aber die Stärkung der Kapitalbasis durch Land, Sparkassen und Kommunen voraussetzt. Im Gespräch ist ein Kapitalbedarf von 300 Mio. Euro.

Die Anteilseignerversammlung der SFG will am 20. Juni über die Kapitalerhöhung, Kooperationen und das Geschäftsmodell der Sachsen LB beraten.

Die Rating Agentur Standard & Poor's hatte der Sachsen LB bereits bescheinigt, daß das Maßnahmepaket nach dem Wegfall der Gewährträgerhaftung nicht für ein überlebensfähiges Rating im A-Bereich ausreicht. Nach der WELT vorliegenden vertraulichen Unterlagen moniert Standard & Poor's das Fehlen "konkreter Maßnahmen zur Steigerung von Kosten- und Ertragssynergien zwischen Landesbank und Sparkassen". Zudem wurden das Geschäftsmodell der Sachsen LB als "fragwürdig" bezeichnet und Zweifel am vorgelegten Business-Plan geäußert. Als Voraussetzungen für ein A-Rating wird eine Kapitalerhöhung durch die Anteilseigner statt einer Anleihe verlangt, zudem ein Liquiditätsausgleich sowie die Überprüfung des Geschäftsmodells. Ein Thema ist auch die Integration von Sparkassen beziehungsweise eine intensivere Zusammenarbeit mit ihnen. "Im Falle des Mißerfolgs ist die SFG insgesamt in Frage zu stellen", heißt es in der Beschlußvorlage der letzten Anteilseignerversammlung der Finanzgruppe Anfang April. Das sächsische Verbundmodell sei theoretisch gut, werde aber praktisch nicht mit Leben erfüllt. Als Alternativen werden für die Sachsen LB ein Anlehnungsmodell an eine andere Landesbank, ein Verkauf und sogar die Abwicklung genannt.

Die Düsseldorfer sind in Leipzig nicht willkommen. Der dortige Sparkassenchef Peter Krakow ist strikt dagegen, daß sich "indirekt rheinische Sparkassen an sächsischen beteiligen". Dem entgegnet Finanzminister Horst Metz (CDU): "Andere Personen sind nicht autorisiert, öffentliche Stellungnahmen zu diesem Thema abzugeben." Die Gespräche mit der WestLB würden "zielorientiert weitergeführt."
von Norbert Schwaldt

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: