SZ-online, 09.07.2005
Kanzler-Machtwort: AMD bleibt in Dresden
„Spiegel“: Im Gegenzug Erlaubnis für umstrittenen Technologie-Transfer
Dresden/Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ den US- Technologiekonzern AMD von seinen Plänen abbringen können, große Teile der Produktionstechnik von Dresden nach Singapur zu verlagern. Im Gegenzug erlaube die Regierungen einen umstrittenen Technologie- Transfer, schreibt das Nachrichtenmagazin. Bei den Gütern handelt es sich um „Dual-Use“-Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können.
Nach Informationen der Deutschen Presse Agentur (dpa) hat die Bundesregierung jedoch noch nicht abschließend über den AMD-Antrag zum Export von Produktionstechnik für in Dresden hergestellte Mikroprozessoren entschieden. Das sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Samstag.
In mehreren Gesprächen im Kanzleramt seien - so „Der Spiegel“ - die Geschäftsführer von AMD überredet worden, ihren Ausfuhrantrag für die Produktionstechnik der Mikroprozessoren Athlon und Opteron so zu ändern, dass am Standort Dresden kein großer Schaden entsteht. Die US-Firma wollte laut „Spiegel“ ursprünglich neben der Produktionstechnik der so genannten 90-Nanometer-Technologie auch die Forschung und Entwicklung der neuen 65-Nanometer-Technik nach Asien verlagern.
In Dresden wurde der Verlust von 1000 Arbeitsplätzen befürchtet. Bisher produziert AMD die Prozessoren nur in Dresden. Dort wurden seit 1996 mit Hilfe von Fördermitteln und Kreditgarantien 2500 Arbeitsplätze geschaffen.
Den Technologie-Transfer hatten im Vorfeld mehrere Ministerien und der Bundesnachrichtendienst kritisiert. Der BND sah vor allem die Gefahr eines weiteren Aderlasses von Know-how, das auch militärisch eingesetzt werden können, wenn die AMD-Technik von Singapur nach China weitergereicht wird. Diese Bedenken haben Wirtschaftsministerium, Auswärtiges Amt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle nach „Spiegel“ nicht mehr. „AMD kann fest mit einer Genehmigung seines Ausfuhrantrags rechnen“, zitiert das Nachrichtenmagazin den zuständigen Mitarbeiter im Kanzleramt. (dpa)