Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 10.07.2005

Bundestagswahl: Sachsens Parteien wählen ihre Kandidaten

Was machte SPD-Mann Karl Nolle bei der PDS?
 
DRESDEN/CHEMNITZ/ REICHENBACH - Noch ist die Wahl nicht mal beschlossen, da machen Sachsens Parteien ernst: Gestern wählten FDP, PDS und SPD ihre Bundestagskandidaten. Die PDS gab sich zuvor einen neuen Namen, heißt jetzt "Die Linkspartei. PDS Sachsen". Und auch ein Gast war völlig neu: SPD-Schlachtschiff Karl Nolle.

Es war ein Auftritt ganz nach seinem Geschmack: Kurz nach 10 Uhr lief Karl Nolle zum PDS-Parteitag ein, wurde namentlich begrüßt und nahm breit grinsend Platz in Reihe 1. Was sollte das denn werden? Gleichzeitig war doch SPD-Parteitag in Chemnitz! „Da fahre ich gleich noch hin", sagte Nolle. „Ich will sehen, wie sich das Projekt Linkspartei entwickelt." Im Übrigen sei es guter Brauch, dass sich demokratische Parteien besuchen. Will er wechseln? „Nein!" - "Aber die Legislaturperiode ist ja noch lang", erklärte ein PDS-Abgeordneter.

Fast einstimmig entschieden sich die 158 Delegierten für den neuen Parteinamen „Die Linkspartei. PDS Sachsen", kurz: "Die Linke. PDS". Am 17. Juli will auch die Bundes PDS den neuen Namen annehmen. Nun brauchte die PDS-Nachfolgepartei noch einen Spitzenkandidaten. Tatort-Kommissar Peter Sodann war ihr zuvor abhanden gekommen. Dabei hatte die Partei ihre Tagung extra wegen des Ansturms auf ihn in die Messe Dresden verlegt. Nun blieb die teure, riesige Halle halbleer, Mitarbeiter fuhren mit Inline-Skates und Rollern herum.

„Das hätte man alles vorher wissen können", kritisierte PDS-Bundesvize Wolfgang Methling die Sodann-Pleite und hängte noch ein Wortspiel an: „Es ist ehrlicher, Katja Kipping zu nominieren." Knapp 90 Prozent der Delegierten wählten die 27-Jährige am Nachmittag auf den Spitzenplatz. Auf Platz 2 folgt WASG-Kandidat Axel Troost (55, Bremen), Platz 3 erhielt SPD-Überläuferin Sabine Zimmermann (45, Zwickau). "Der Traum von einer Zusammenarbeit der Linken kann nun wahr werden", sagte Kipping.

Die nicht mehr als links geltende SPD wählte in Chemnitz Rolf Schwanitz (46, Plauen) zum Spitzenkandidaten. Platz 2 erhielt Marlies Volkmer (57, Dresden). Auf Platz 3 setzte sich überraschend Andreas Weigel (41, Zwickau) gegen den bisherigen Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber (50, Leipzig) durch. Letzterer will nun sein Glück als Direktkandidat versuchen. 2002 zogen zwölf Sachsen für die SPD in den Bundestag.

Überraschung auch bei der FDP. Der Dresdner Jan Mücke (31) gewann in Reichenbach Platz 2 gegen den bisherigen Abgeordneten Klaus Haupt und geht nun hinter Dauer-Spitzenkandidat Joachim Günther (56, Vogtlandkreis) ins Rennen.
Von Stefan Locke

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