Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.07.2005

Im Dienst, aber aus der Schusslinie

Mobbing. Robby S., Polizeioberrat und Suppenkönig, muss Strafe zahlen. Nun gibt es Streit: Kann er Polizist bleiben?
 
Die Personalie wurde still vollzogen, aber auch geräuschlose Versetzungen innerhalb der sächsischen Polizei können Alarm schlagen. Erst recht, wenn es sich um einen leitenden Beamten handelt, der vor wenigen Tagen wegen Körperverletzung im Amt mit einem Strafbefehl über 15 200 Euro in die Verantwortung genommen wurde.

Die Rede ist von einem der gröbsten Mobbing-Fälle in Sachsens Polizei und von Polizeioberrat Robby S., bundesweit auch bekannt geworden als Lausitzer „Suppenstar“. Seit März war der leitende Beamte von seinem Posten in der Polizeidirektion Görlitz beurlaubt. Dort hätte er wohl auch keinen Fuß mehr über die Schwelle setzen können, heißt es dort. So tauchte der Oberrat nach Erlass des Strafbefehls in der Polizeidirektion Dresden auf – an einer Stelle, wo er keinen Kontakt zum Bürger habe, heißt es im Innenministerium.

„Als Polizeiführer untragbar“

Dass Robby S. überhaupt wieder im Dienst ist, sorgt für Aufregung. „Nicht nachvollziehbar“ nennt Matthias Kubitz, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Sachsen, die Entscheidung. Man dürfe Mobbing nicht nur verbal verurteilen, sondern müsse auch handeln, wenn es festgestellt werde. „Ich halte einen solchen Polizeiführer für nicht mehr tragbar.“

Auch aus der PD Görlitz dürfte mittlerweile Post beim Landespolizeipräsidenten eingetroffen sein, in der Mitarbeiter ihr Unverständnis darüber äußern, dass ein Polizeiführer weiterbeschäftigt wird, der des Mobbings überführt wurde.

Über Monate hatte S. seinen Untergebenen Wieland Wehlte mit Bestellungen von Reisen, Hotelzimmern, Müllcontainern und Ähnlichem tyrannisiert. In 60 Fällen habe das Opfer in den Jahren 2002 und 2003 die Annahme von Postsendungen verweigern oder Stornierungen vornehmen müssen, um finanziellen Schaden zu vermeiden (die SZ berichtete). Die Sache flog auf, als interne Prüfungen ergaben, dass die Anrufe teils aus der Chefetage der Görlitzer Polizei kamen, und als sich Mitwisser offenbarten.

Späte Reue

Nach der Entscheidung des Gerichts sei das Disziplinarverfahren gegen S. förmlich eingeleitet worden. Erst sein Ausgang entscheide, ob der Beamte weiterbeschäftigt werde, so Andreas Schuhmann, Sprecher des Innenministeriums. Robby S. bereue die Sache inzwischen zutiefst, sagt sein Anwalt Stefan Heinemann. Nicht nur er, auch seine Familie leide unter der Sache, die nie hätte passieren dürfen.

Neben S. verließ auch der stellvertretende PD-Chef Ulrich Bornmann vor wenigen Wochen die Görlitzer Polizei; er wurde ins Landeskriminalamt versetzt – nicht ganz freiwillig, heißt es. Das Innenministerium bestätigte, dass es deswegen disziplinarische Vorermittlungen gibt. Hintergrund ist eine Strafanzeige gegen den Polizeiführer bei der Staatsanwaltschaft Görlitz. Der Spitzenbeamte steht im Verdacht, die Aufklärung des Falls nicht zügig genug vorangetrieben zu haben. Bornmann hat das stets bestritten. Dass er deswegen versetzt wurde, wird vom Innenministerium dementiert.
Von Thomas Schade

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