Sächsische Zeitung, 06.08.2005
Fehltritt mit Eistüte
Sächsisch betrachtet von Annette Binninger
DIE schönsten Geschichten schreibt das Leben oft nur ganz zart, irgendwo als Randnotiz. Nehmen wir zum Beispiel den Untersuchungsausschuss zur Landesbank-Affäre in dieser Woche. Was dort zweifelsfrei aufgeklärt wurde, sind vor allem eindeutige Versäumnisse eines Zeugen gegenüber seiner Ehefrau. So hatte Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU) doch glatt vergessen, seiner Gattin auf dem Landespresseball im April Bescheid zu geben, dass er sich mit Biedenkopf-Schwiegersohn Andreas Waldow um zwei Uhr morgens mal eben auf ein folgenschweres Plauderstündchen mit kubanischer Zigarre ins Obergeschoss zurückzieht.
Der Notar Georg Schildge, den er als „Person seines Vertrauens“ dazugebeten hatte, meldete sich dagegen ordnungsgemäß ab – und verspätete sich daher in der gemütlichen Runde. Dass Schildge nur darum angebliche Äußerungen des Gesprächs Metz-Waldow nicht bezeugen konnte, verteidigte Metz dagegen mit einer trockenen Bemerkung. „Das ist doch ganz normal, dass man seiner Frau vorher Bescheid sagt, wohin man geht.“ Allgemeines Gelächter in der Runde des Kreuzverhörs. Da hatte der Minister den eigenen „Fehltritt“ doch glatt schon wieder vergessen.
VERWEILEN wir noch einen Augenblick auf der Zeugenbank des Untersuchungsausschusses. Gleich zwei Topanwälte nahmen dort neben ihren Mandanten Platz. Promi-Advokat Butz Peters, der Ex-Moderator von „Aktenzeichen XY ...“, und der Berliner Anwalt Stefan König. Letzterer soll sogar schon Erich Honecker vertreten haben. Metz war also in besten Händen.
WÄHREND der Vorsprung von CDU/FDP in Wahl-Prognosen schmilzt, verschenken eifrige Helfer der Jungen Union auf Sachsens Straßen Eistüten. Motto der Aktion: „Schlecken für den Wechsel.“ Mit einem netten, kleinen Hinweis: „Für alle Redakteure, die sich zu erkennen geben, gibt’s selbstverständlich auch ein Eis.“ Danke auch. Aber verdeckte Recherchen an der Tiefkühltruhe sind bei Journalisten eher selten ...