Agenturen, ddp-lsc, 16:45 Uhr, 08.11.2005
Gillo: Auch Nolle hat AMD nach Dresden geholt
Dresden (ddp-lsc). Sachsens Ex-Wirtschaftsminister Martin Gillo (CDU) hat dem SPD-Landtagsabgeordneten
Karl Nolle ein überraschendes Kompliment zuteil werden lassen. In seinem neuen Buch «Go Deutschland Go» erinnert der einstige Manager des US-amerikanischen Chipherstellers AMD daran, dass der Konzern vor der Entscheidung über die Ansiedlung in Dresden Mitte der 90er Jahre Vorbehalte gehabt habe. So sei etwa befürchtet worden, ob es wegen der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 Ressentiments gegen die Amerikaner gebe.
In dieser Phase kam AMD laut Gillo «ein günstiger Umstand»
zuhilfe: Gemeinsam mit seinem damaligen Chef aus Kalifornien, Stan Winvick, habe er sich während der Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Februar 1995 ein Bild von Sachsen machen wollen und deshalb die Landeshauptstadt besucht. Aufgefallen seien ihnen damals viele Poster, deren eindrucksvollstes an einem Zaun bei der damaligen Ruine der inzwischen wieder aufgebauten Frauenkirche hing. Darauf sei das zerstörte Dresden abgebildet gewesen und der Text: «Dank Hitler haben wir nicht nur neue Autobahnen, sondern auch neue Städte bekommen. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.»
Gillo zufolge gab es nach dieser Botschaft am kalifornischen Sitz von AMD keine Bedenken mehr, was die Einstellung der Dresdner gegenüber den ehemaligen Alliierten betraf. Erst zehn Jahre später habe er erfahren, dass die Plakate von Druckereibesitzer Nolle finanziert worden waren. Diese Aktion sei ein «Paradebeispiel für unternehmerische Zivilcourage» gewesen. «Ohne es zu ahnen, hatte Nolle mit seinen Plakaten eine der heikelsten Fragen der amerikanischen Manager beantwortet», schreibt Gillo.
Während seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister vom Frühjahr 2002 bis zum Herbst 2004 hatte Nolle zu den schärfsten Kritikern von Gillo gehört.
ddp/tmo/iha
081645 Nov 05