Karl Nolle, MdL

Agenturen, ddp-lsc, 17:57 Uhr, 14.11.2005

Prekäres vom Band - Telefonnotiz von Landesbank-Vize Klumpp sorgt in Sachsen-LB-Affäre für neuen Wirbel

 
Dresden (ddp-lsc). In der Affäre um die Landesbank Sachsen sorgt ein Telefonmitschnitt für neuen Wirbel. Wie am Montag in Dresden im parlamentarischen Sachsen-LB-Untersuchungsausschuss bekannt wurde, soll am 27. Februar 2004 und damit etwa ein Jahr vor dem Rücktritt des damaligen Bankchefs Michael Weiss und seines Vorstandskollegen Rainer Fuchs ein Telefonat stattgefunden haben, in dem das damalige Vorstandsmitglied und der heutige Vize-Vorstandschef, Hans Jürgen Klumpp, sich unter anderem über Begünstigungen für die beiden Manager beklagt haben soll. Dabei sei es unter anderem um Vergünstigungen bei Dienstautos gegangen. Die Spitze der Sachsen LB hatte damit möglicherweise frühzeitig Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei führenden Mitarbeitern.

SPD-Obmann Karl Nolle sagte im Ausschuss, eine entsprechende Telefonnotiz sei auf einem Anrufbeantworter festgehalten. Unklar blieb zunächst, an wen sich der Anruf richtete. Klumpps Rechtsbeistand bestätigte vor dem Untersuchungsgremium, dass das Telefonat stattgefunden habe. Da der Inhalt aber vertraulich gewesen sei, sei die Verhandlung darüber in einer öffentlichen Sitzung unangemessen. Die Ausschusssitzung fand somit zeitweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Der Sachsen-LB-Ausschuss ermittelt wegen Dokumentenfälschung, Bespitzelungen und Vetternwirtschaft in der Landesbank. Weiss und Fuchs hatten ihre Ämter im Zuge der Banken-Affären niedergelegt. Klumpp übernahm daraufhin kommissarisch den Posten des Vorstandssprechers, bis am 1. Juli Herbert Süß an die Spitze der Landesbank rückte.

In seiner Zeugenaussage vor dem Ausschuss hatte Klumpp zuvor den Anteilseigner der Mitteldeutschen Leasing GmbH, den Tutzinger Geschäftsmanns Ludwig Hausbacher, für die schlechte wirtschaftliche Lage der Landesbanktochter verantwortlich gemacht. Zugleich wies Klumpp eine Verantwortung der Bank für die prekäre Geschäftslage Lage der MDL zurück.

Die MDL steht seit Monaten im Mittelpunkt eines Streits zwischen der Sachsen LB und Hausbachers Industrie- und Immobilien Leasing GmbH (IIL), die an der MDL 49 Prozent hält. Die Auseinandersetzung zwischen beiden Gesellschaftern über den Wert dieser Beteiligung wird Anfang Dezember vor dem Leipziger Landgericht verhandelt. Die ILL fordert in einer Schadensersatzklage von der Landesbank 140 Millionen Euro und wirft der Sachsen LB vor, versucht zu haben, den Wert der Beteiligung auch mit illegalen Mitteln zu drücken. Die Bank sieht den Wert der IIL-Anteile bei knapp drei Millionen Euro.

Zugleich kritisierte Klumpp den Führungsstil seiner ehemaligen Vorstandskollegen Weiss und Fuchs. Weiss sei teils sehr rechthaberisch gewesen und «angetrieben durch seinen Machtinstinkt hin und wieder über das Ziel hinausgeschossen». Fuchs attestierte Klumpp «Defizite im Umgang mit seiner Umgebung».

Der Umgang der Bank mit Mitarbeitern war in der Vergangenheit mehrfach heftig kritisiert worden. So sollen unliebsame Beschäftigte von Privatdetektiven bespitzelt worden sein.
--Von Alessandro Peduto--=

(Quellen: Klumpp, Klumpps Anwalt und Nolle in Ausschussreden)

ddp/ape/hal
141757 Nov 05

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