Karl Nolle, MdL

Freie Presse, Stollberger Zeitung, 15.11.2005

Nolles Mailbox-Mitschnitt bringt Klumpp ins Schleudern

Sachsen-LB-Ausschuss: Was wusste Manager über versteckte Kredite?
 
Dresden. 140 Millionen Euro verlangt der Unternehmer Ludwig Hausbacher von der Sachsen LB, notfalls vom Freistaat. Soviel sei die Minderheitsbeteiligung an der Mitteldeutschen Leasing (MDL) wert. Herausgedrängt fühlt sich Hausbacher aus dem von ihm initiierten Geschäft durch den Vorstand der Sachsen LB. Michael Weiss, Rainer Fuchs und MDL-Chefin Andrea Braun sind über diese Affäre gestolpert. Hans-Jürgen Klumpp, der als Vize nachrückte, sagte gestern vor dem Landtagsuntersuchungsausschuss aus.

Nicht Braun sei für die Katastrophe bei der MDL verantwortlich. „Hausbacher hat die Schieflage verursacht", lautete Klumpps Aussage. Dieser habe das Ausmaß der Probleme verschleiert und dabei auch den Aufsichtsrat getäuscht. 2002, zwei Jahre nach der MDL-Gründung, habe sich ein erwarteter Zwei-Millionen-Euro-Gewinn in einen Verlust in gleicher Höhe umgewandelt. Entdeckt hatte das Loch Horst Meurer, der damalige Finanzvorstand. Hausbacher habe seinen Mitarbeitern daraufhin einen Maulkorb verpasst.

Jovial schilderte der Zeuge die Erfolgsstory der Bank, die zuletzt auch durch 24 Millionen Euro Risikovorsorge für die MDL hässliche Flecken erhalten hat. Weiss, seinem Ex-Boss, bescheinigte Klumpp nahezu Genialität, jedoch mit der Neigung zu Rechthaberei. Braun, die MDL-Chefin und Weiss-Lebensgefährtin, sei keineswegs in ihrem Job überfordert gewesen. Für den Vertrieb, so Klumpp, war schließlich Hausbacher verantwortlich, und das Elend der MDL sei schon groß gewesen, als Braun ihren glänzend bezahlten Chefposten bei der maroden Landesbank-Tochter antrat.

Was er von allem gewusst habe, von der unverschämten Gehaltsaufbesserung für Braun, von der gefälschten Besitzstandsanzeige, die den Absturz der Führungscrew auslöste? Da verriet der ansonsten kenntnisreiche Klumpp wenig Wissen. Mulmig scheint es dem Bänker aber spätestens Ende Februar 2004 geworden zu sein. Da registrierte die Mailbox von Hausbacher-Sprecher Andreas Waldow einen flehenden Anruf von Klumpp. Darin habe er Hausbacher auf faule, bei der Sachsen-LB-Tochter Real versteckte Immobilienkredite aufmerksam gemacht, berichtete SPD-Ausschussobmann Karl Nolle. Im nicht-öffentlichen Teil erzählte er, dass er Klumpps Stimme auf einer CD deutlich erkannt habe. Der Bankmanager habe Hausbacher aufgefordert, dieser müsse die umstrittenen Geschäfte seines Mitvorstandes Fuchs der Presse mitteilen...

Für den Anruf hatte Klumpp keine rechte Erklärung. Auch die CDU Ausschussmitglieder waren ratlos.
Von Hubert Kemper

Karl Nolle im Webseitentest
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