Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 17.11.2005

Milbradt leidet unter Abwanderung

 
Dresden/Berlin. Sachsens Regierungschef Georg Milbradt (CDU) kommt seit der Bundestagswahl aus den Personalproblemen nicht heraus: Nach Informationen dieser Zeitung wechselt jetzt auch Milbradts Regierungssprecher Thomas Raabe in die Bundespolitik.

Der promovierte Historiker und Politologe wird künftig als Sprecher des designierten Bundesverteidigungsministers Franz Josef Jung (CDU) an der Spitze des Presse- und Informationsstabes tätig sein. Die Staatskanzlei bestätigte den Weggang. Der 41-jährige Raabe, der in der Vergangenheit als Sprecher bei CDU-Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz und dem Berliner Innensenator Jörg Schönbohm agierte, hatte seinen Job erst zum 1. Mai dieses Jahres in Sachsen angetreten.

Milbradt muss nun mit der nächsten Abwanderung in Folge der Bundestagswahl gleich drei Personalentscheidungen treffen: Er braucht einen neuen Innenminister, da Amtsinhaber Thomas de Maizière als Kanzleramtschef nach Berlin geht. Als möglicher Nachfolger im Innenressort ist Staatskanzleichef Hermann Winkler im Gespräch. Die Entscheidung soll nächste Woche fallen. Zudem ist Milbradt als CDU-Landeschef mitverantwortlich für die Suche nach einem geeigneten Herausforderer für das Amt des Leipziger OBM. Noch-Rathauschef Wolfgang Tiefensee (SPD) bekommt als Minister einen Platz im Merkel-Kabinett. Die Suche nach einem CDU-Kandidaten für Leipzig blieb bisher ohne Erfolg.

Der 41-jährige PR-Profi Raabe, der als dreifacher Familienvater zwischen Wohnort Berlin und Arbeitsort Dresden häufig pendelte, hatte dem Landeschef vor allem durch Interviews in überregionalen Medien zu stärkerer bundesweiter Präsenz verholfen. Zuletzt sorgte Milbradt für Schlagzeilen, nachdem er CSU-Chef Edmund Stoiber als "Belastung" für die Berliner Koalition bezeichnete. Koalitionskreise kritisierten allerdings auch eine Vernachlässigung der regionalen Medien durch Raabe. Im Kabinett wurde auch das schlechte Wahlergebnis von Milbradt auf dem Schwarzenberger CDU-Parteitag Raabe angelastet. Hausintern gab es zudem Konflikte, insbesondere mit Raabes Stellvertreter von der SPD, Vize-Regierungssprecher Andreas Beese. Zwischen beiden habe ein äußerst angespanntes Verhältnis geherrscht, bestätigte SPD-Landeschef Thomas Jurk. Der Wirtschaftminister erhielt die Nachricht vom Raabe-Wechsel am Rande des Karlsruher SPD-Parteitages und zeigte sich sichtlich erleichtert.

Raabes Vorvorgänger, Michael Sagurna, ist dagegen kein Kandidat mehr für das Amt des Regierungssprechers im Merkel-Kabinett. Mit dem Intimus von Ex-Ministerpräsidenten Biedenkopf wurden zwar Verhandlungen geführt, die aber ohne eine Verpflichtung endeten.
Dieter Wonka/André Böhmer/Sven Heitkamp

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