Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 06.12.2005

Zeuge packt Hausbacher hart an

 
Dresden. Der Zeuge erschien wohlpräpariert zur Sitzung. Acht Aktenordner habe er im Gepäck, sagte Heinz-Günter Gondert gestern zu Beginn in Dresden, prall gefüllt mit Notizen, Wertgutachten sowie Material rund um die Landesbank (SachsenLB) und ihre Töchter. Mal wieder war das gebeutelte Geldinstitut Thema im Untersuchungsausschuss des Landtags, und Gondert, seines Zeichens Wirtschaftsprüfer, war zur Vernehmung geladen - als Entlastungszeuge für die Bank-Spitze sowie jene, die dahinter stehen: Finanzminister Horst Metz sowie Regierungschef Georg Milbradt (beide CDU).

Diesem Anspruch wurde der 56-Jährige gestern mit Eloquenz gerecht. Zwar sei bei der SachsenLB - Stichwort Aktenfälschung - nicht alles sauber gelaufen, meinte Gondert, das Hauptproblem aber liege auf anderem Felde: bei dem bayrischen Manager Ludwig Hausbacher und seiner Industrie- und Immobilien Leasing GmbH (ILL). Hausbacher ist nicht nur mit der Familie von Ex-Regierungschef Kurt Biedenkopf (CDU) verbandelt, sondern befehdet sich seit Jahren heftig mit der SachsenLB-Spitze, und natürlich auch mit Metz und Biedenkopf-Gegner Milbradt. Grund: Der Manager will für seine 49-Prozent-Beteiligung an der Bank-Tochter Mitteldeutsche Leasing GmbH (MDL) viele Millionen Euro heraus schlagen - offiziell 140, faktisch um die 35. Zahlen soll die Bank, also das Land, das sich aber beharrlich weigert.

Nach einer grandiosen Schlammschlacht samt Rücktritten von gleich vier SachsenLB-Spitzen sollte Gondert gestern für Entlastung sorgen. Dabei ging er hart zur Sache. Hausbachers ILL sei bereits 1998 "eine gescheiterte Leasing-Gesellschaft" gewesen, meinte er zum Auftakt. "Dubiose Geschäfte" habe sie betrieben, ohne "Unternehmensplanung" oder "Eigenkapital". Letztlich habe Hausbacher sich und seine Firma auf Kosten der Landesbank sanieren wollen. Offen blieb dabei allerdings, warum die Bank-Spitze die ILL im Jahr 2000 ins Boot holte und Hausbachers "unlautere Tricks" (Gondert) erst 2003 durchschaute.

Dann aber kam Gondert, der mittlerweile MDL-Aufsichtsratschef ist, zum Kern der Auseinandersetzung, dem Geld. Während Hausbacher bisher stets betonte hatte, MDL samt ILL seien von der Bank systematisch heruntergewirtschaftet worden, war dies die ILL laut Gondert schon immer. Dennoch habe Hausbacher einen Gesamtwert von 250 Millionen zu Grunde zu legen. Und vor allem: Hausbacher habe "Teile seiner wertlosen Beteiligung an Dritte veräußert" - auf Basis eines "völlig irrealen Unternehmenswerts".

Das wirft ein neues Licht auf den Dauerzwist. Die indirekt vorgetragene These von Gondert lautet: Hausbacher habe ILL-Anteile überteuert "an Dritte" verkauft, und diese forderten nun ihr Geld von ihm. Da das Land aber derzeit maximal 5,4 Millionen zahlen will, versuche Hausbacher, Druck aufzubauen - politisch, wirtschaftlich und mit Hilfe der Medien. Dies aber, so Gondert, sei nicht nur "durchsichtig" und "dreist", sondern Nötigung.
Jürgen Kochinke

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: