Karl Nolle, MdL

Schöner Schein und Feldversuch

 
Manche sind locker, manche tun bloß so. Die FDP-Fraktion im sächsischen Landtag zum Beispiel umgibt sich gern mit dem Flair von Offenheit und Modernität. Alles ist jung und profimäßig - cool eben. Doch irgendwie scheint das mit dem feschen Schein nur so lange gut zu gehen, wie es keine Probleme gibt. Anders herum: Der liberale Lack bröckelt gerade. Grund ist eine Ex-Fraktionsmitarbeiterin, die nicht so recht ins Anspruchsprofil passen will. Erst verlor sie ihren Job, und dann wehrte sie sich auch noch dagegen - per Klage vor dem Arbeitsgericht. „Gesamte FDP-Fraktion vor Gericht" lästerte die Bild-Zeitung, daneben ein Foto von Landeschef Holger Zastrow. Da war es aus mit locker-lustig bei der FDP. Denn wer Näheres zum Fall erfahren wollte, wurde rüde angemacht, und auch sonst ist die Stimmung alles andere als liberal. Uncool.

Georg Milbradt hat es schwer, in Fernsehshows zu kommen. Als sperrig gilt Sachsens Regierungschef, als brummig und nicht telegen. Jetzt aber hat es Milbradt doch mal geschafft - allerdings anders, als geplant. Kein Geringerer als Stefan Raab nahm den Ministerpräsidenten am vergangenen Dienstagabend aufs Korn. Grund war Milbradts Aussetzer auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden, wo er Kanzlerin Angela Merkel als „Angelika" bezeichnet hatte - ein Fauxpas. Denn Angelika heißt Milbradts Frau. Aber wenigstens war er damit mal im Fernsehen.

Wer in Not ist, braucht sich um Spott nicht zu sorgen. Nehmen wir Katrin Träger. Die ist Regierungssprecherin in der Staatskanzlei und hat als solche einen schweren Stand. Kaum jemand will etwas von ihr wissen, und dann ist da auch noch die Regierungszentrale selbst. Dort kursiert neuerdings die Häme vom „groß angelegten Feldversuch". Es gehe um den Nachweis, dass eine Regierung auch ohne Regierungssprecher existieren könne, so lautet der ironische Hinweis; offen sei nur noch, wie lange das funktioniert. Wir sind auf die Auswertung des Experiments gespannt, erste Ergebnisse 2009 - spätestens.