Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 02.03.2007

Sachsen LB: Ex-Chef klagt auf Erfolgshonorar

Michael Weiss fordert 71600 Euro / Institut lässt Vergleich mit Rainer Fuchs platzen
 
Dresden/Leipzig. Es geht um 71600 Euro für zehn Monate. Nicht Arbeitslohn, sondern Erfolgs-Tantiemen: Nach dem Ex-Vorstand Rainer Fuchs hat auch der ehemalige Vorstandschef der Landesbank Sachsen (Sachsen LB), Michael Weiss, Klage gegen das Institut eingereicht. Der im Februar 2005 abberufene Manager will vor dem Leipziger Landgericht aus seiner Sicht noch ausstehende Bonuszahlungen für das Gesamtjahr erstreiten.

Die Summe basiere auf eigenen Schätzungen des Managers, hieß es gestern am Landgericht. Weiss, der als Vertrauter des sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) gilt, hatte ziemlich genau vor zwei Jahren seinen Hut nehmen müssen. In einer Auseinandersetzung um die Landesbank-Leasingtochter MDL waren in der Bank Dokumente gefälscht worden. Der Streit wurde inzwischen durch einen Vergleich beigelegt.

Die Aussichten, an das Geld zu kommen, dürften für Weiss aber eher schlecht stehen. Zum einen läuft sein Vorstandsvertrag offiziell noch bis zum Frühherbst dieses Jahres - so lange erhält Weiss ohnehin noch seine vollen Bezüge. Auch wenn die Sachsen LB die Klage gestern nicht offiziell kommentieren wollte - hinter Michael Weiss vorgehaltener Hand hieß es daher, man sei „sehr verwundert" über den Schritt des Ex-Chefs.

Zum anderen hat es der Landesbank Verwaltungsrat in der vergangenen Woche offenbar einstimmig abgelehnt, eine ähnliche Klage des ebenfalls geschassten ehemaligen Vorstandes. Rainer Fuchs mit einem Vergleich aus der Welt zu schaffen. Fuchs hatte rund 120 000 Euro von der Bank gefordert und vom Freistaat verlangt, eine Pressemitteilung zu widerrufen, nach der er seiner Abberufung zugestimmt habe. Hier hatte das Landgericht Leipzig den Parteien einen Mittelweg vorgeschlagen: Der Manager solle auf die Hälfte des Geldes verzichten und der Freistaat seine Version des Abgangs korrigieren.Die vom Gericht verfügte Einigungsfrist - bis zum Mittwoch dieser Woche - hat die Bank offenbar bewusst verstreichen lassen.

Dabei sollen nach Informationen dieser Zeitung Sachsen LB und Staatsregierung dem Manager zeitweise sogar mehr als 500 000 Euro geboten haben, um den Fall Fuchs vom Tisch zu bekommen. Hintergrund des Kurswechsels dürfte ein Brief des Landtagsabgeordneten und SPD-Obmanns im Landesbank-Untersuchungsausschuss Karl Nolle sein an Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU), den heutigen Landesbank-Chef Herbert Süß und weitere Mitglieder des Sachsen-LB-Verwaltungsrates.

In dem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, weist Nolle ausdrücklich darauf hin, dass er Fuchs eine „zentrale Rolle in allen Ungereimtheiten um die MDL" - inklusive der Dokumentenfälschung - zuschreibt. Deshalb, so Nolle weiter, halte er es für möglich, dass der Manager eigentlich gar nicht auf das Geld aus sei. Sondern vielmehr auf einen Vergleich, in dem beide Streitparteien wechselseitig auf ihre Ansprüche verzichten. Das, so Nolle, könnte „für Herrn Fuchs bestimmt mehr wert" sein als die vom Gericht vorgeschlagenen 60 000 Euro. Denn dann würden Bank und Freistaat sich auch mögliche Schadenersatzforderungen gegen den Manager verbauen. Er vermöge deshalb nicht zu erkennen, dass diese Variante „in irgendeiner Form begründbar" wäre, schreibt Nolle.

Dieser Argumentation schloss sich der Landesbank-Verwaltungsrat offenbar an: Das Landgericht wird jetzt am -5. April über die FuchsKlage entscheiden. Für die Klage von Michael Weiss sei dagegen noch kein Verhandlungstermin anberaumt, sagte ein Sprecher gestern.
Lars Radau

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: