Sächsische Zeitung, 02.06.2007
Fälschung sorgt für viel Wirbel
Ein Betrüger bringt SPD-Chef Jurk und den MDR in die Bredouille. Wie lässt sich echt von unecht unterscheiden?
Leipzig/Dresden. Die Kurzzeit-Affäre begann am Freitagnachmittag um 15 Uhr in einem Leipziger Copy-Shop und zog wenig später ihre Kreise bis in die ferne russische Teilrepublik Tatarstan.
Dort erfuhr SPD-Landeschef und Wirtschaftsminister Thomas Jurk auf einer Dienstreise, was er laut einer Pressemitteilung auf MDR-Briefpapier angeblich so alles gesagt habe: dass er von seinem Ex-Generalsekretär Weigel abrücke, der nach seiner Verurteilung als Betrüger für kein politisches Amt mehr infrage komme. Und auch an der CDU/SPD-Koalition ließ Jurk angeblich kein gutes Haar. Alles falsch, dementierten SPD und MDR prompt. Schon eine Stunde zuvor hatte der Sender eine Pressemitteilung auf MDR-Papier als Fälschung entlarvt. Der peinliche Inhalt: MDR-Sprecher Stefan Mugrauer sei zurückgetreten. Die Meldung soll von einem Leipziger Copy-Shop abgeschickt worden sein. Der Weg der Jurk-Meldung ist unklar.
Während der MDR am Montag Strafanzeige stellen will, behält sich die Landes-SPD rechtliche Schritte vor. Dort fühlen sich bereits einige Genossen frappierend an eine andere, für Jurk schädliche MDR-Falschmeldungsaffäre erinnert: Im Januar 2004 hatte ein MDR-Moderator mit einem gefälschten Jurk-Interview schon einmal für schmerzhafte Schlagzeilen gesorgt.
Was ist die Fälschung?
Der MDR warnte am Freitag per echter Pressemitteilung vor möglichen weiteren Falschmeldungen. Versehen mit einen kleinen Hinweis am Ende: „Diese Pressemitteilung ist offiziell und kommt von der Mdr Hauptabteilung Kommunikation“. Sicher ist sicher. (SZ/abi)
Von Annette Binninger