Sächsische Zeitung, 12.07.2007
Verfassungsschutz sucht undichte Stelle
Das Landesamt wundert sich, wie geheime Dokumente ins Internet gelangen konnten.
In der sächsischen Korruptionsaffäre werden seit mehr als einer Woche geheime Dokumente des Landesamtes für Verfassungsschutz im Internet veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine Aktenabschrift mit Angaben von drei Tippgebern über die angebliche Verstrickung eines hochrangigen Juristen in das Leipziger Rotlichtmilieu.
Die namentlich nicht genannten Quellen erheben auf zwölf Seiten schwere Vorwürfe gegen Justiz und Leipziger Verwaltung. Die Informationen sind allerdings mehr als vage und wurden bisher nicht überprüft. So sollen angeblich Sexpartys mit Prostituierten im Rathaus stattgefunden haben und Juristen von Kriminellen mit Sexvideos und Bordellbesuchen erpresst worden sein. Zudem wird über geplante Intrigen innerhalb der sächsischen Justiz berichtet. Sämtliche Namen von Beteiligten wurden entfernt.
Das Landesamt für Verfassungsschutz bestätigte gestern, dass es sich um Dokumente aus der Behörde handelt. „Wir versuchen das zu klären“, sagte der Sprecher des Amtes, Alrik Bauer. Die Staatsanwaltschaft sei über den Geheimnisverrat informiert worden.
Der Betreiber der Internetseite, die Fred Kowasch Filmproduktion Berlin, begründet das Vorgehen damit, dass die Papiere „Dokumente der Zeitgeschichte“ seien und deshalb in die Öffentlichkeit gehörten. www.interpool.tv
Von Karin Schlottmann