Süddeutsche Zeitung online, 17:04 Uhr, 08.08.2007
Bundesweite Umfrage: Bei jedem Dritten schlägt das Herz "links"
Schlechte Nachrichten für die Große Koalition
Schlechte Nachrichten für die Große Koalition: Der Rückhalt in der Bevölkerung schrumpft immer mehr. Laut einer neuen Umfrage bezeichnet sich jeder dritte Bundesbürger als "links".
Bei jedem Dritten schlägt das Herz "links".
Der Rückhalt der Großen Koalition in der Bevölkerung bei großen politischen Themen schrumpft immer mehr. Die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger lehnt ihre Sozialpolitik ab. In einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Zeit erklären 72 Prozent der Befragten, die Regierung müsse mehr für soziale Gerechtigkeit tun, nur 16 Prozent folgen der Regierungspolitik.
Jeder Dritte bezeichnet sich politisch als "links"
Nach der Umfrage bezeichnet sich jeder dritte Deutsche als "links". 34 Prozent sagten, sie seien im politischen Spektrum links zu verorten, 52 Prozent ordnen sich selbst der politischen Mitte zu und nur 11 Prozent der Rechten. Selbst unter CDU-Anhängern sieht sich jeder Vierte als Teil des linken politischen Spektrums. Bei den SPD-Anhängern sehen sich 39 Prozent als "links", bei der FDP 23 Prozent und bei den Grünen sogar 76 Prozent.
Viel Zustimmung für Die Linke
Zugleich zeigte die Befragung von 1000 Bundesbürgern eine große Zustimmung zu politischen Forderungen der Partei Die Linke. So wollen 67 Prozent der Befragten Unternehmen wie die Bahn sowie die Energieversorgung in staatlicher Hand lassen.
Vor allem von Anhängern der Volksparteien wird diese Haltung geäußert; von den SPD-Anhängern sind 72 Prozent für Staatsunternehmen, von den Unionswählern 71 Prozent. 68 Prozent der Befragten sind für die Einführung von Mindestlöhnen. 62 Prozent halten die Beteiligung der Bundeswehr an Einsätzen in Afghanistan für "eher falsch"; 82 Prozent fordern, das gesetzliche Rentenalter wieder von 67 auf 65 Jahre zu senken.
Sympathie für die Gewerkschaften
Die Sympathie für linke Positionen schlägt sich auch in einer positiveren Haltung zu den Gewerkschaften nieder. So halten 46 Prozent der Deutschen laut der Zeit-Umfrage die Macht der Gewerkschaften für "eher zu klein" und nur 43 Prozent für "eher zu groß". Auf die gleiche Frage hatten 2003 noch 51 Prozent der Befragten geantwortet, sie wünschten sich weniger Gewerkschaftsmacht.
Rückschlag für die Union
Nach der jüngsten Politumfrage von Stern und RTL erlitten CDU/CSU in der Wählergunst im Vergleich zur Vorwoche einen Rückschlag um zwei Punkte auf 36 Prozent. Die SPD liegt unverändert bei 25 Prozent. Die FDP konnte sich um zwei Punkte verbessern und steigt auf 11 Prozent. Einen Punkt abgeben mussten die Grünen, die auf neun Prozent und damit ihren schlechtesten Wert des Jahres sinken.
Der Wert der Linkspartei änderte sich nicht: In der fünften Woche in Folge kommt sie auf 13 Prozent. Für sonstige Parteien würden sechs Prozent der Wähler stimmen (plus ein Prozentpunkt).
(AP/dpa)