DIE WELT, 11.08.2007
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen geschasste Führung der Krisenbank IKB - Verdacht auf Untreue und Verstoß gegen das Aktiengesetz
Spekulationen über Schwierigkeiten der SachsenLB am US-Hypothekenmarkt
Frankfurt/Berlin - Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei ehemalige Verantwortliche der Mittelstandsbank IKB. Es gehe um den Verdacht der Untreue und um Verstöße gegen das Aktiengesetz, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde. Dem Vernehmen nach steht dabei unter anderem der frühere Vorstandschef Stefan Ortseifen im Visier. Er musste aufgrund der gefährlichen Schieflage der Bank vergangene Woche ebenso seinen Posten räumen wie Finanzchef Volker Doberanzke.
Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben bereits Gespräche mit Vertretern des Instituts geführt. „Wir haben alle Informationen bekommen, die wir angefordert haben", hieß es. Die IKB sagte den Ermittlern ihre Unterstützung zu.
Die auf das Geschäft mit deutschen Mittelständlern spezialisierte Bank hatte sich mit einem Engagement auf dem krisengeschüttelten amerikanischen Hypothekenmarkt verhoben. Ende Juli wurden die schwerwiegenden Probleme bekannt, nachdem die IKB-Führung noch wenige Tage zuvor versichert hatte, von der USKrise kaum betroffen zu sein. Die staatseigene Förderbank KfW stützte das Institut zusammen mit den Verbänden von Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob weitere deutsche Banken durch die US-Immobilienkrise in Schieflage geraten könnten. Hartnäckig halten sich dabei Spekulationen, wonach gerade die Landesbanken sowie die Sparkassen und Genossenschaftsbanken betroffen sein könnten. Da diese Institute mit ihrem klassischen Zinsgeschäft zuletzt immer weniger Geld verdienen konnten, sollen sie für neue, teilweise riskante Anlagestrategien besonders offen gewesen sein.
In Fokus gerät insbesondere die SachsenLB. Sie ist über ihre Zweckgesellschaft Ormond Quay am amerikanischen Hypothekenmarkt engagiert. Die Finanzaufsicht BaFin nimmt diesen Fonds unter die Lupe. „Wir wissen von dieser Gesellschaft und informieren uns darüber", sagte eine Sprecherin der Behörde. Eine formale Sonderprüfung gibt es dem Vernehmen nach bislang jedoch nicht.
Die SachsenLB, die nur über etwa 1,5 Mrd. Euro Eigenkapital verfügt, bürgt als einzige Bank für die Liquidität des 17,5 Mrd. Dollar schweren Fonds. Nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor's hat die Landesbank aber nur für vier Prozent dieses Volumens eine klassische Liquiditätslinie eingeräumt, die sofort fällig wird, wenn Zahlungen des Fonds stocken. Für den Rest soll sich die SachsenLB teilweise am Kapitalmarkt abgesichert haben.
Die Leipziger Bank wies Spekulationen über eine drohende Schwierigkeit zurück. „Wir haben kein Liquiditätsproblem", sagte ein Sprecher. Ormond Quay habe ausschließlich in Papiere investiert, die der höchsten Bonitätsklasse AAA angehörten. Es gebe keine Anzeichen für erhöhte Ausfallrisiken, so der Sprecher. Im Umfeld der Bank hieß es, die Bestände der Gesellschaft seien erst vor Kurzem im Rahmen der Vorbereitungen für einen möglichen Zusammenschluss mit der Düsseldorfer WestLB mehrfach durchleuchtet worden. jos/n.s.