Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 13.08.2007

Mafia, Teebeutel und Kleben am Amt

Dresdener Depesche von Jürgen Kochinke
 
Manche Äußerungen von sächsischen Führungskräften sind geradezu stilbildend. Da ist zum Beispiel jener Auftritt von Innenminister Albrecht Buttolo Anfang Juni im Plenum, der als „Mafia-Rede“ in die Annalen des Landtags eingegangen ist. Kostprobe Buttolo: „Die Organisierte Kriminalität (OK) wird verleumden, sie wird Misstrauen säen, sie wird Gerüchte streuen, sie wird einschüchtern.“ Das war schon starker Tobak und hat Buttolo nicht nur Freunde gemacht. Doch neben der „Mafia-Rede“ gibt es auch noch die so genannte „Teebeutel-Konferenz“ vom Chef des sächsischen Verfassungsschutzes, Reinhard Boos. Die fand einen Monat später statt und ging so: Die Datenbasis des Geheimdienstes sei unsauber, meinte Boos, die eigenen Quellen seien „vergiftet“. So habe ein Leipziger Ermittler gleich doppelt im OK-Bereich gearbeitet – offiziell und intern, als Geheimquelle des Verfassungsschutzes. Dabei verhalte es sich wie bei einem Teebeutel. Den könne man auch nicht zweimal aufbrühen und so tun, als sei es ein frischer.

Damit allerdings wären wir wieder bei Buttolo. Der konnte ja nun seine „Mafia-Rede“ so nicht mehr stehen lassen, vor exakt einer Woche hat er sich davon distanziert, zähneknirschend natürlich. Denn schließlich ging es um den Versuch, einem staunenden Publikum erklären zu müssen, wie er als oberster Dienstherr einem Teebeutel aufgesessen war – oder so ähnlich. Das war schon schwierig genug, und dann wurde Buttolo auch noch mit der Frage nach seinem Rücktritt genervt. Die Antwort des Ministers war typisch, denn sie kam eine in zwei Teilen. Erstens: Er sehe „keinen Grund“ dafür; und zweitens: „Ich klebe nicht an meinem Amt.“ Da konnte sich jeder aussuchen, welchen Aspekt er für wichtiger hält.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: