Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.08.2007

1500 demonstrieren für das Welterbe

Eine Fledermaus stand gestern im Mittelpunkt des Brücken-Protests. Auf dem Neumarkt war auch Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse dabei.
 
Diese Fledermaus kann sogar Akkordeon spielen. Extra für die Kundgebung auf dem Neumarkt hat Musiker René Plath nachtschwarzen Stoff gekauft und daraus einen langen Umhang genäht. Auf seinem Kopf sitzt eine ebenso dunkle Kappe mit zwei riesigen Ohren. Nun hockt er auf den Stufen des Martin-Luther-Denkmals und klimpert gedankenverloren auf seinem Instrument herum.

Die Fledermaus in Menschengestalt – davon gab es vor den Toren der Frauenkirche gestern etliche Exemplare zu sehen. Große, kleine, junge und alte. Alle waren sie angereist, um für den Erhalt des Weltkulturerbes zu protestieren. Kurz nach 18 Uhr ist der Platz bereits gut gefüllt. Die Polizei schätzt, dass sich etwa 1500 Menschen eingefunden haben. Sie tragen Plakate und Banner, verteilen Flyer mit Liedtexten und verkaufen Anstecker, auf denen der Star des Abends abgebildet ist: die Kleine Hufeisennase. Ihr wird in den kommenden Minuten oft gedankt.

„Schön, dass es dich gibt“, sagt Pfarrer Manfred Bauer, der als erster hinter das Mikrofon tritt. „Diese Brücke passt nicht in unsere Landschaft. Ich möchte für die Bewahrung der Schöpfung protestieren“, sagt er. Die Menge applaudiert. Auch bei Achim Weber, Mitglied der Grünen Liga, die das Fledermaus-Urteil vor Gericht erstritten hat. „Ich möchte eine Lanze für die Kleine Hufeisennase brechen, weil sie gezeigt hat, wie ökologisch wertvoll das Elbtal ist“, sagt er. Weil sie ein Hinweis auf andere Tiere sei, auf viele Gräser, Vögel- und Schmetterlingsarten, die durch den Brückenbau bedroht werden würden. „Aber ich möchte auch betonen“, sagt er. „einem Tunnel werden wir uns nicht verstellen.“

Die Suche nach einem Kompromiss forderte auch Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), der als Gastredner nach Dresden gereist war. „Der Naturschutz hilft dem Kulturschutz. Wir haben Glück gehabt, Zeit ist gewonnen. Es gibt eine neue Chance“, sagt er, und verweist auf den Blick an den Rhein. Nach Köln, wo der Welterbetitel bewahrt werden konnte. „Die Dresdner sind doch nicht dümmer als die Kölner?“
Von Doreen Hübler

Karl Nolle im Webseitentest
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