Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 18.08.2007

Sachsen-LB braucht 17-Milliarden-Kredit

Die gefeierten Geschäfte der Tochter in Dublin fallen der Sachsen-LB nun auf die Füße.
 
Dresden. Herbert Süß war des Lobes voll. Die Sachsen-LB Europe plc. in Dublin, sagte der Vorstandsvorsitzende noch im April auf der Bilanzpressekonferenz, leiste „den entscheidenden Beitrag“ zum Konzernergebnis aus Finanzgeschäften. Er wollte damit wohl auch die Kritiker der hochkomplexen Aktivitäten in Dublin zum Verstummen bringen – doch die bekommen nun wieder Aufwind.

Weil die irische Tochtergesellschaft des Landesbank-Konzerns in Leipzig derzeit am Kapitalmarkt keinen Käufer für ihre Produkte findet, ist die Sachsen-LB in ein gewaltiges Liquiditätsloch geraten: Sage und schreibe 17,3 Milliarden Euro stellen nun die deutschen Sparkassen und Landesbanken ihren Kollegen in Leipzig als kurzfristigen Kredit zur Verfügung. Das teilte die Landesbank am späten Freitagabend mit. Zuvor hatte es ein Krisentreffen zwischen dem Chef der deutschen Finanzaufsicht, Jochen Sanio, dem Präsidenten des Deustschen Sparkassen- und Giroverbands, Heinrich Haasis und dem Sachsen-LB-Vorstand in Berlin gegeben.

Landesbanksprecher Frank Steinmeyer begründete die Milliardenhilfe mit der „anhaltenden Marktstörung“ beim Absatz von verbrieften Krediten – der Spezialität der Banker in Dublin. Diese Verkaufsschwierigkeiten hätten die „Bonität der Sachsen-LB in Frage gestellt“. Mit der erfolgten Milliarden-Hilfe könne die Bank nun wieder ihre „Finanzierungsverpflichtungen jederzeit erfüllen.“

Für den 17-Milliarden-Euro-Kredit zahlt die Landesbank allerdings Zinsen. „Die Umstellung der Refinanzierung wird das Jahresergebnis belasten“, kündigte Steinmeyer bereits an. Im Klartext: Dublin könnte in diesem Jahr zum Verlustbringer der Sachsen-LB werden.
Von Georg Moeritz und Ulrich Wolf

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Die Landesbank Sachsen (Sachsen-LB)

Die staatliche Landesbank Sachsen gehört zu 37 Prozent dem Freistaat direkt. 63 Prozent gehören der Sachsen-Finanzgruppe – die besteht aus acht Sparkassen und der Sachsen-LB selbst.

Die Bank wurde 1992 gegründet, um „die Weiterentwicklung des Standortes voranzubringen und damit dauerhaft Arbeitsplätze zu schaffen“. Sie hilft Privatfirmen bei der Finanzierung.

Tochterfirmen haben die Aufgabe, Gewinne für die Bank zu erwirtschaften. Dazu gehört die Sachsen-LB Europe in Irlands Hauptstadt Dublin.

Die Düsseldorfer West-LB prüft, Anteile der Sachsen-LB zu kaufen.

Chef der Landesbank ist Herbert Süß. Er trat Mitte 2005 an. Sein Vorgänger musste wegen umstrittener Geschäfte gehen. (SZ/mz)

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