Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.08.2007

Banker spüren Unruh

Der Ostdeutsche Sparkassenverband gibt sich sachlich — ohne die Krise der Sachsen-LB schön zu reden.
 
Berlin. Sogar in den Straßen Berlins ist Sachsens Landesbank (SachsenLB) ein Thema. „Größte Bankenkrise seit 1931" — mit diesem Panik-Slogan ging gestern die „Bürgerrechtsbewegung Solidarität" vor dem U-Bahnhof Potsdamer Platz auf Mitgliederfang. Eine Weltwirtschaftskrise werden die Probleme am US-Immobilienmarkt, in denen sich die Sachsen-LB verfing, sicher nicht auslösen; gleichwohl gibt der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) offen zu: „Wir verspüren Unruhe bei unseren Kunden in Sachsen."

Verbandspräsident Claus Friedrich Holtmann, der auch im Verwaltungsrat der Sachsen-LB sitzt, machte jedoch deutlich, dass Sorgen um das Ersparte grundlos sind. „Die Krise der Landesbank hat keine Auswirkungen auf Sparkassen-Kunden", sagte er bei der Vorstellung der OSV-Halbjahresbilanz. Das Zahlenwerk verkam zur nur Nebensache. Begleitet von einem draußen niedergehenden Gewitter formulierte Holtmann: „Also, ein Knall war das mit der Sachsen-LB schon." Der im Sparkassenlager sehr einflussreiche Funktionär mühte sich um Sachlichkeit, ohne zu beschönigen. Die Investitionen der Landesbank seien „grenzwertig" gewesen. „Eine gewisse Demut ist angesagt."

Holtmann betonte, dass derzeit völlig unklar ist, ob die Sachsen-LB den von der Sparkassen-Organisation bereitgestellten 17,3-Milliarden-Euro-Kredit wirklich anzapfen muss. Ebenso könne er nicht sagen, ob Verluste anfallen werden. Die Rettungsaktion wertete der OSV-Präsident als „umwerfenden Erfolg". Dennoch gebe er der Landesregierung den Rat, die Geschehnisse „vollständig aufzuklären". Die Krise hätten Vorstand, Verwaltungsrat und Eigentümer gleichermaßen zu verantworten. Als Banker müsse man sich immer fragen: „Was finanzieren wir da eigentlich?" Diese Überlegung sei wohl zu spät angestellt worden. Eine Vorahnung aber hatten sie wohl schon, die Sachsen-LB-Manager. Bei ihrer Banktochter in Dublin, von wo aus die umstrittenen Wertpapiergeschäfte gemanagt werden, ist dem Internetauftritt der Bank zufolge seit geraumer Zeit eine Stelle offen: die des leitenden Risikomanagers.

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Sachsens Sparkassen ziehen Halbjahresbilanz

In den ersten sechs Monaten bewegten die 15 sächsischen Sparkassen 41 Milliarden Euro — das sind binnen Jahresfrist 2,4 Prozent weniger.
Die Spareinlagen fielen um 0,8 Prozent auf 32,7 Milliarden Euto. Lediglich bei den Sichteinlagen und Termingeldern legten die Sparkassen zu.

Das Kreditvolumen sank ebenfalls, um 1,3 Prozent auf 13,2 Milliarden
Euro. Einen Zuwachs gab es lediglich bei den Baukrediten. Die Firmen hingegen senkten ihre Schulden.

Im Wertpapiergeschäft setzten die Kunden vor allem auf festverzinsliche Wertpapiere; Aktien und Investmentfonds waren weniger gefragt.

Gut 10300 Mitarbeiter sind bei Sachsens Sparkassen beschäftigt, darunter 727 Auszubildende. (SZ/uwo)
Ulrich Wolf

Karl Nolle im Webseitentest
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