DNN/LVZ, Seite 1, 30.08.2007
Jeder Zweite ohne Vertrauen zur Landesregierung
LVZ-Umfrage: Korruptionsaffäre belastet Ansehen
L e i p z i g (A. K.). Mehr als die Hälfte der Sachsen hat kein Vertrauen mehr in die Landesregierung. Nur noch jeder dritte Bürger glaubt nach der Affäre um kriminelle Netzwerke im Freistaat noch an die moralische Integrität des sächsischen Kabinetts. Ganz schlecht ist das Ansehen der Verwaltungen, die nur 14 Prozent der Bürger für unbestechlich halten. Der unabhängigen Justiz vertrauen nur etwa vier von zehn Sachsen.
Dies ergab das aktuelle Meinungsbarometer der Leipziger Volkszeitung. Dafür befragte das Leipziger Institut für Marktforschung Ende August in ganz Sachsen 1008 repräsentativ ausgewählte Erwachsene. Die Mehrheit der Sachsen hat nach den Ergebnissen dieser Studie das Vertrauen in wichtige Institutionen und Politiker verloren.
Am meisten setzen die Bürger noch auf die Polizei, die zwei Drittel für vertrauenswürdig halten. Dann folgt die Presse, auf deren freie und unabhängige Berichterstattung jeder Zweite baut.
Auch für das Krisenmanagement in der Affäre um Verfassungschutzakten und Kriminalität erhalten die zuständigen Regierungsmitglieder schlechte Noten. So hat Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) nur bei neun Prozent der Bürger durch sein Auftreten an Vertrauen gewonnen, aber bei 45 Prozent verloren. Die Werte für Justizminister Geert Mackenroth (CDU) sind nicht viel besser. Auch Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) sowie sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD), haben mehr verloren als gewonnen. Dieses Meinungsbild über das Kabinett dürfte mit der Krise um die SachsenLB nicht besser geworden sein. Pluspunkte gesammelt hat in der Affäre lediglich Klaus Bartl von den Linken, der auch Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses ist. Von diesem Gremium allerdings erwarten die meisten Bürger keinen großen Aufklärungsbeitrag.
Am meisten hervorgetan bei der Aufklärung möglicher Verstrickungen hat sich in den Augen der Bürger die Linke, während sie der CDU eher Vertuschung vorwerfen.
Ein Großteil der Befragten ist allerdings durch die ganzen Vorgänge sehr verunsichert und hält sich bei der Meinungsäußerung zurück.
