Dresdner Morgenpost, 05.10.2007
Nolles Schatten
Kommentar von Gerhard Jakob
Der Schatten, den Landtags-Enfantterrible
Karl Nolle wirft, mag mächtig sein. Der einstige Biko-Jäger und Schrecken der Staatsregierung ist wendig genug, jederzeit über selbigen zu springen, wenn's die Sache verlangt. Dass sich gerade der SPD-Nolle mit einem CDU-Mann zusammentut und mit ihm quasi die Buttolo/Mackenroth-Position im Streit um den Akten-Untersuchungsausschuss vertritt, dürfte manchem in der Opposition verwundert die Augen reiben lassen. Wer Nolle kennt, kann sich darüber kaum wundern.
Denn wenn's um Vernunft geht, hat der Mann noch nie zwischen Freund und Feind unterschieden. Da mögen die Fundamental-Oppositionellen noch so zetern: Nach Nolles Einsicht macht es einfach keinen Sinn, mit dem Kopf gegen die juristische Wand zu rennen und an einem aktiven Ausschuss festzuhalten, dem die Hände gebunden sind bis zur gerichtlichen Klärung seiner Rechtmäßigkeit.
So sehr seine Parteifreunde bisweilen unter ihrem Karl und seinen Eskapaden leiden - auch diesmal können sie froh sein, dass sie ihn haben. Denn wer unter ihnen sollte die Rolle des Moderators übernehmen, der den Weg aus der verfahrenen Situation ebnet? Hätte etwa Parteichef Jurk den Schritt getan - sofort wären er und die SPD im Geruch gestanden, allein um des bisschen Macht willen vor dem großen Koalitionsbruder einzuknicken.
Ein Karl Nolle aber darf das, ohne in den Verdacht des Regierungsopportunisten zu geraten. Dafür hat er selbst schon zu heftig auf sie eingedroschen, wenn's die Sache verlangte. Wie gut, dass selbst unter Genossen nicht alle gleich sind ...