DNN/LVZ, 17.11.2007
SachsenLB-Gegenspieler Hausbacher begeht Selbstmord
Dresden/Tutzing. Er galt als gut vernetzter Geschäftsmann, jetzt ist er tot: Ludwig M. Hausbacher, der große Gegenspieler im ersten Millionenpoker um die SachsenLB, hat sich am Mittwoch in seinem Haus erschossen. Es handle sich um eine „persönliche, familiäre Tragödie“, deren Gründe noch im Dunkeln liegen, sagte Hausbachers Vertrauter und Firmensprecher Andreas Waldow gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Mit den Auseinandersetzungen mit der SachsenLB habe der Selbstmord nichts zu tun. Der 49-jährige Inhaber der Industrie- und Immobilien-Leasing GmbH (IIL) hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Die leibliche Mutter der Kinder war vor drei Jahren verstorben, Hausbacher hatte später neu geheiratet.
Der Tutzinger Geschäftsmann hatte mit der Bank-Spitze jahrelang einen erbitterten Streit um die gemeinsame Tochtergesellschaft Mitteldeutsche Leasing (MDL) geführt. Der Konflikt endete im Oktober 2006 mit einem Vergleich vor dem Oberlandesgericht Dresden. Hausbacher erhielt 14,9 Millionen Euro für seine MDL-Anteile, nachdem er zuvor bis zu 140 Millionen Euro Schadensersatz verlangt hatte. Alle Rechtsstreitigkeiten waren damit erledigt, die Querelen um die Landesbank beschäftigen jedoch bis heute einen Untersuchungsausschuss des Landtages.
Der Obmann im U-Ausschuss,
Karl Nolle (SPD), sprach von einer „überraschenden, privat motivierten Verzweiflungstat“. Er bedaure den Freitod Hausbachers, der „eine Reihe gewichtiger Geschäfte mit Großkunden“ in Sachsen angebahnt habe – darunter die BMW-Ansiedlung in Leipzig. Zwischen der Familie Hausbacher und Sachsens Ex-Regierungschef Kurt Biedenkopf (CDU) bestehen eine Reihe von Verbindungen. Unter anderem ist Firmensprecher Waldow der Schwiegersohn von Biedenkopf.
Über die MDL war die SachsenLB im Februar 2004 in ihre erste große Krise gerutscht. In der Affäre ging es um Vetternwirtschaft, Bespitzelungen und Verstöße gegen das Aktiengesetz. Es gab Hausdurchsuchungen, am Ende musste die gesamte Bank-Spitze gehen. Für politisches Aufsehen sorgte eine so genannte Kubanische Nacht beim Landespresseball in Dresden 2005. Dort soll der damalige Finanzminister Horst Metz (CDU) Hausbacher eine Vergleichssumme von 35 Millionen Euro angeboten haben, was Metz dementierte. Darüber hinaus machte ein Brief von Biedenkopf an seinen Nachfolger Georg Milbradt (CDU) die Runde, in dem er diesem die Mitschuld an dem Dauerdesaster bei der SachsenLB gab.
Sven Heitkamp/Jürgen Kochinke