Karl Nolle, MdL

Freie Presse Chemnitz, 30.11.2007

Sächsische Landesbank bleibt im Fokus von Spekulationen

Angespannte Lage an den Finanzmärkten trifft auch die Landesbank Baden-Württemberg — Finanzministerium: Bewertungsprozess im Gange
 
Die angespannte Lage an den Finanzmärkten hält an. Das lässt Spekulationen über die Situation bei den Landesbanken in Sachsen und Baden-Württemberg ins Kraut schießen.

Dresden/Stuttgart. Noch hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) knapp vier Wochen Zeit, um die Geschäftslage bei der Landesbank Sachsen (Sachsen LB) zu durchleuchten. Ende des Jahres soll die Bewertung der Sachsen LB abgeschlossen sein, um dann den bereits im August besiegelten Notverkauf. der Landesbank endgültig über die Bühne zu bekommen. Die Sachsen LB war im Sommer durch die US-Hypothekenkrise in eine Schieflage geraten. Die Hoffnung, dass sich bis dahin auch die Krise an den Finanzmärkten beruhigt haben könnte, schwindet.

Täglich berichten neue Banken über Verluste, Abschreibun gen oder Neubewertungen. Davon blieb auch die LBBW selbst nicht verschont. Die Stuttgarter Landesbank muss wegen der weltweiten Krise an den Finanzmärkten eine Belastung von rund 800 Millionen Euro verkraften. Ein Großteil des Betrags werde allerdings ergebnisneutral in der Neubewertungsrücklage verbucht, teilte die LBBW gestern mit.

Für Ulrich Maurer, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag und mit der Stuttgarter Politikszene bestens vertraut, hält die Absetzbewegung der LBBW von einer Übernahme der angeschlagenen Sachsen LB für unübersehbar. „Offenkundig droht die zweite Welle der weltweiten Finanzkrise, die schon die IKB ergriffen hat, auch die sächsischen Finanzhasardeure endgültig in ihren Strudel zu reißen", sagte Maurer der ,,Freien Presse". Dann erweise sich alle Gesundbeterei von Seiten der sächsischen Landesregierung als „hohles Geschwätz". „Wenn der LBBW-Strohhalm zerbröselt, sind die Tage von Georg Milbradt als Ministerpräsident gezählt", meinte Maurer.

Eher genervt von den täglich neuen Spekulationen reagierte gestern das sächsische Finanzministerium. „Die Marktsituation hat sich noch nicht beruhigt. Daraus jetzt Rückschlüsse bezüglich des Zusammengehens der Sachsen LB mit der LBBW zu ziehen, ist jedoch nicht möglich", hieß es in einer Presseerklärung. Der Bewertungsprozess sei im Gange. Aussagen über mögliche Ergebnisse seien reine Spekulation. Stichtag der Bewertung bleibe der 31. Dezember.

Unklarheit herrscht offenbar über einige Risiken bei der Übernahme der Sachsen LB durch die LBBW. So steht beispielsweise die von der Tochter Sachsen LB Europe plc in Dublin gemanagte Zweckgesellschaft Sachsen Funding I mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Dollar wegen der Finanzkrise weiterhin unter Druck.
VON CHRISTOPH ULRICH UND PETER KOARD

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