Agenturen, ddp-lsc, 14:11 Uhr, 12.12.2007
Bankenexperte: Schließung der Landesbank träfe die Bürger hart
Dresden/Leipzig (ddp-lsc). Im Falle einer Schließung der Landesbank Sachsen sieht der Leipziger Bankwissenschaftler Jürgen Singer finanzielle Belastungen auch auf die Bürger zukommen. Zwar würden nicht direkt die Geldbeutel der Bürger betroffen, aber der Staat müsste dann stark sparen, was sich letztlich in jeder einzelnen Kommune und für jeden einzelnen Bürger beispielsweise bei verschobenen Investitionen bemerkbar machen könnte.
Generell gelte, dass die Anteilseigner die Verbindlichkeiten zu tragen haben, da zu einem erheblichen Teil noch die Gewährsträgerhaftung der öffentlichen Bank greife, sagte der Professor für Bankwesen an der Universität Leipzig am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp. Im Fall der Sachsen LB ist der Freistaat der Mehrheitseigentümer, über die Sachsen-Finanzgruppe sind zudem auch indirekt die Kommunen beteiligt.
Müsste die öffentliche Hand für Milliardensummen aufkommen, dann wären ganz unmittelbar die Haushalte der Kommunen und des Freistaats betroffen. In welcher Höhe Belastungen auf die Bürger zukommen, könne jedoch erst gesagt werden, wenn konkrete Schuldensummen bekannt würden, sagte Singer.
Grundsätzliche Kritik übte Singer an den Vorständen der Banken. Man habe in den vergangenen Jahren ohne genaues Wissen investiert und gekauft, «und erst jetzt schauen viele Bankmanager genau nach, was sie da eigentlich gekauft haben». Es sei eine «Leseschwäche bei Bankmanagern» zu beobachten. Offenbar seien in vielen Häusern die Verträge nicht gründlich genug geprüft worden.
Die Sachsen LB war im Sommer an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verkauft worden, allerdings war kein konkreter Kaufpreis ausgehandelt worden. Zurzeit verlangt die LBBW, dass Sachsen eine Bürgschaft für riskante Geschäfte in Höhe von rund vier Milliarden Euro übernimmt. Dies lehnt der Freistaat ab.
ddp/lmh/pon
121411 Dez 07