Karl Nolle, MdL

DIE WELT, 14.12.2007

Bankenkrise: Milbradt verpasst den Abschied in Würde

Von Uwe Müller
 
Spät in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war die rettende Lösung gefunden: Die Sachsen LB wird nicht geschlossen, sondern von der Landesbank Baden-Württemberg aufgekauft. Sachsens Ministerpräsident trägt für die Fehlspekulationen der Bank politische Verantwortung. Kritik will er sich aber nicht anhören.

Immer wenn es eng wird, läuft Georg Milbradt zur Höchstform auf. Sachsens Regierungschef bewahrt selbst dann den Überblick, wenn andere längst in Panik geraten. So war es auch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, als der Christdemokrat sich in Frankfurt persönlich in die Gespräche zur Rettung der schwer angeschlagenen Sachsen.LB einschaltete. Kurz nach drei Uhr war eine Lösung gefunden. Das Leipziger Geldhaus wird nicht wie befürchtet geschlossen, sondern von der starken Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) aufgefangen. Damit konnte der größte anzunehmende Unfall im letzten Moment abgewendet werden.

Doch als Retter wird der Finanzfachmann Milbradt nicht einmal von seinen eigenen Anhängern gefeiert. Zwar steht der Preis, den Sachsen für die unter massivem Druck von Bundesbank und Finanzaufsicht erzielte Einigung bezahlen muss, noch nicht endgültig fest. Aber er wird hoch sein.

Dresden haftet mit bis zu 2,75 Milliarden Euro für Fehlspekulationen der Bank auf dem US-Immobilienmarkt. Stuttgart muss nur dann einspringen, wenn der Schaden höher ausfallen sollte. Milbradt selbst spricht von einem „bitteren Ergebnis“, lehnt jedoch seinen Rücktritt vorerst ab. Nach seinem Willen soll das Desaster erst einmal von Wirtschaftsprüfern untersucht werden.

Dabei steht die politische Verantwortung längst fest. Die Landesbank ist das Kind von Milbradt, der sie Anfang der 90er-Jahre als Finanzminister aus der Taufe hob.

Nachdem er seinen Vorgänger Kurt Biedenkopf als Regierungschef abgelöst hatte, kümmerte er sich weiterhin um das Institut. Deshalb war er auch jederzeit über das unverantwortliche Geschäftsgebaren der Bank informiert.

Nicht zuletzt hat Milbradt in der Vergangenheit alle Kritik an den riskanten Operationen der Sachsen.LB, die in keinem verantwortbaren Verhältnis zum geringen Eigenkapital standen, in geradezu rüder Manier abgebügelt. Jetzt klammert sich der sture Westfale an sein Amt wie ein Ertrinkender an den Strohhalm. Nach einem Abschied in Würde sieht das nicht aus.

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